Unterwegs mit der Bergenbahn

Die Nacht im Clarion The Hub in Oslo verlief ruhig, nur manchmal drang das geschäftige Treiben von Bussen und Straßenbahnen kurzzeitig zu uns in den achten Stock hinauf. Dass eines der bodentiefen Fenster, die die ‚Wand‘ zur großen Straßenkreuzung unten bildete, nicht ganz geschlossen war, entdeckten wir erst am Morgen.

Die Anzeige des Zuges nach Bergen auf Gleis 3 in Oslo
Die Anzeige wirkt eher unspektakulär ….
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Aufbruch in den Norden

Kofferpacken für den Urlaub finde ich generell etwas kniffelig, so ganz ohne Glaskugel. Das wird kein Stück einfacher, wo es für uns in diesem Sommer raus aus der Hitzewelle in Deutschland ins kühle Norwegen und da dann hinauf bis zum Nordkap gehen sollte. Aber irgendwie habe ich es doch geschafft, die Koffer sind gepackt, ich komme mir viel zu warm eingepackt vor mit leichtem Zwiebellook unter der Lederjacke, aber, was soll’s, das Taxi kommt, also geht es los.

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Sommer im Norden

Es wird Zeit, höchste Zeit: Fast auf den Tag genau vor einem Monat kamen wir von unserer Reise mit der MS Richard With auf der Postschiffroute entlang der Küste Norwegens zurück, und ich habe es noch immer nicht geschafft, über dieses atemberaubende Erlebnis zu schreiben. Und dabei haben wir inzwischen sogar den kalendarischen Herbstanfang hinter uns, in den Läden tauchen längst Adventskalender und Spekulatius auf, es wird also höchste Zeit, sich noch einmal an den Sommer zu erinnern.

Polarmeerküste Norwegens mit dramatischen Wolken
Erhaben, weit und atemberaubend schön: Die Küste Norwegens
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Bewegt: „Der Reisende“

Die Zutaten der Essener Premiere von Ulrich Alexander Bowschwitz‚ „Der Reisende“ in der Fassung von Hakan Savaş Mican am Essener Grillo-Theater sind vom Feinsten: Ein großartiges Ensemble, mitreißende Musik, geradezu hypnotische Videos und ein, nein sogar zwei Textvorlagen, die viel Gedankenfutter bieten. Denn Mican ergänzt Boschwitz‘ Roman mit Auszügen aus seinem eigenen Reisetagebuch, das bei den Vorbereitungen der Inszenierung entstand, sodass deutsche Geschichte aus jüdischer Sicht auf deutsche (und europäische) Gegenwart aus türkischer Sicht trifft.

Das Ensemble der Premiere "Der Reisende" auf der Bühne des Grillo-Theaters: Hauptdarsteller Mathias Znidarec rennt mit Aktenkoffer um die als Band agierenden anderen herum
Stets unterwegs, stets in Bewegung, und doch entkommt er nicht: „Der Reisende“ von Ulrich Alexander Boschwitz in der Essener Bühnenfassung von Hakan Savaş Mican (v.l.n.r.: Kai Weiner, Mathias Znidarec, Alexey Ekimov, Lene Dax, Ceren Bozkurt, Philipp Noack). Foto: Birgit Hupfeld
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Hinauf!

Eine Klettertour der besonderen Art genießen Mini-Löwe, Leonidas, Tiger Max und Fritz das Bärchen:

Vier Freunde auf Klettertour im Bett: Vom Basislager in der Kappe erklimmen ein sehr kleiner Löwe, ein Löwe mit Ringelshirt und ein Tiger einen "Kissenberg", auf dessen Gipfel sie ein Panda in Latzhose erwartet

Danke ans liebevolle und kreative Housekeeping 🙂

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Heilung. Ein Roman.

Schon als ich die ZEIT-Kritik von Timon Karl Kaleytas zweitem Roman „Heilung“ las, wusste ich, dass ich mir das Buch wünschen und es am liebsten mit in den Urlaub nehmen würde. Dieser Roman sollte am Stück gelesen werden, dessen war ich mir sicher. Und genauso kam es auch, wobei das Buch selbst am Ende nicht das hielt, was die Lobeshymne in der Presse versprochen hatte.

Die Hardcoverausgabe von Timon Kalr Kaleytas Roman "Heilung"
Ein Roman voll großer, schöner Worte, ganz wie das Heilsversprechen des Resorts, in dem er spielt: „Heilung“ von Timon Karl Kaleyta
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Lederjackenwetter. Gedichte

Lederjackenwetter, das klingt nach Herbst, und das rote, regenbenetzte Ahornblatt auf dunklem Grund, das Frída Ísbergs zweisprachigen Gedichtband in der Ausgabe des Elif Verlags (2021) schmückt, verstärkt diesen Eindruck auch noch. Aber wer davon auf düster-melancholische Naturdichtung schließt, irrt. Das Wetter mag in Island zu jeder Jahreszeit rau sein, Lederjacke trägt das lyrische Ich jedoch, um sich selbst und seine Seele vor Blicken, Zuschreibungen und Verletzungen zu schützen – wie eine zweite Haut eben.

Das schwarze Cover von Frída Ísbergs Gedichtband "Lederjackenwetter" auf einer roten Decke
Bei jedem Wetter gute Lektüre: Frída Ísbergs Gedichtband „Lederjackenwetter“
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Nature Writing persönlich

Nature Writing – ein Genre mit langen, verschlungenen Wurzeln, die in Deutschland Dank der Nazis in den 1930er gekappt wurden (Stichwort „Blut und Boden“), sodass es hierzulande erst seit ein paar Jahren verstärkt wiederentdeckt wird. Meist geht es darum, die eigene Naturerfahrung in Worte zu fassen; Amerikaner suchen dafür traditionell eher nach ‚unberührter‘ Natur, Briten widmen sich der vom Menschen mal ge-, mal verunstalteten Natur und im deutschsprachigen Raum könnte man die gefühlsbetonten Naturbetrachtungen der Romantik oder auch Esther Kinskys „Geländeromane“ anführen. Doch wenn ich mit Kinder und Jugendlichen zum Natur Writing rausgehe, wird die Sache sowohl handfester als auch weiter:

Eine Pusteblume am Stamm eines Baumes. Darunter steht: Die Kreativität braucht Freiräume und Anregungen, um wirken zu klnnen - genau wie eine Pusteblume den Wind braucht, um ihre Samen in die Welt zu tragen.
Die Kreativität braucht Freiräume und Anregungen, um wirken zu können – genau wie eine Pusteblume den Wind braucht, um ihre Samen in die Welt zu tragen.
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Versiert verdichtet: „Couplets“

Was für ein Debüt, was für ein wunderbares Buch: Maggie Millners Couplets. A Love Story mag mit 97 Seiten (Farar, Straus and Giroux 2023) auf den ersten Blick als Leichtgewicht erscheinen, hat es aber in sich. Ein kurzer Roman über Liebespaare in Paarreimen, sprachlich genau und voller hintersinnigem Humor, in dem es vordergründig um eine Dichterin geht, die sich zum ersten Mal in eine Frau verliebt, und dafür ihren langjährigen Lebensgefährten verlässt, in dem noch so viel mehr gereimt wie ungereimt erzählt wird – über Liebe und Lieben, Begehren, Ängste, das Leben und wie wir uns und andere sehen und be-schreiben – ein Buch, das lange nachhallt.

Das Cover von Maggie Millners Roman "Couplets" auf einem Holzfußboden im Halbschatten
Halbschattig schön, ganz und gar überzeugend: „Couplets“ von Maggie Millner
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Natürlich lesen!

Gewiss, das Frühaufstehen ist meine Sache nicht, aber für die heutige Lesung in der Alfred-Krupp-Schule in Essen hat es sich allemal gelohnt. Wobei es vielmehr war als „nur“ eine Lesung, es war Begegnung, Diskussion, Gedankenaustausch, Mini-Workshop und Lesung in einem.

Sieht vielleicht nicht nach viel aus, wenn ich Lyrik lesend in einem Klassenzimmer stehe, aber es kommt ja auch auf die Inhalte an. 😉
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