Bewegt: „Der Reisende“

Die Zutaten der Essener Premiere von Ulrich Alexander Bowschwitz‚ „Der Reisende“ in der Fassung von Hakan Savaş Mican am Essener Grillo-Theater sind vom Feinsten: Ein großartiges Ensemble, mitreißende Musik, geradezu hypnotische Videos und ein, nein sogar zwei Textvorlagen, die viel Gedankenfutter bieten. Denn Mican ergänzt Boschwitz‘ Roman mit Auszügen aus seinem eigenen Reisetagebuch, das bei den Vorbereitungen der Inszenierung entstand, sodass deutsche Geschichte aus jüdischer Sicht auf deutsche (und europäische) Gegenwart aus türkischer Sicht trifft.

Das Ensemble der Premiere "Der Reisende" auf der Bühne des Grillo-Theaters: Hauptdarsteller Mathias Znidarec rennt mit Aktenkoffer um die als Band agierenden anderen herum
Stets unterwegs, stets in Bewegung, und doch entkommt er nicht: „Der Reisende“ von Ulrich Alexander Boschwitz in der Essener Bühnenfassung von Hakan Savaş Mican (v.l.n.r.: Kai Weiner, Mathias Znidarec, Alexey Ekimov, Lene Dax, Ceren Bozkurt, Philipp Noack). Foto: Birgit Hupfeld
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Hinauf!

Eine Klettertour der besonderen Art genießen Mini-Löwe, Leonidas, Tiger Max und Fritz das Bärchen:

Vier Freunde auf Klettertour im Bett: Vom Basislager in der Kappe erklimmen ein sehr kleiner Löwe, ein Löwe mit Ringelshirt und ein Tiger einen "Kissenberg", auf dessen Gipfel sie ein Panda in Latzhose erwartet

Danke ans liebevolle und kreative Housekeeping 🙂

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Heilung. Ein Roman.

Schon als ich die ZEIT-Kritik von Timon Karl Kaleytas zweitem Roman „Heilung“ las, wusste ich, dass ich mir das Buch wünschen und es am liebsten mit in den Urlaub nehmen würde. Dieser Roman sollte am Stück gelesen werden, dessen war ich mir sicher. Und genauso kam es auch, wobei das Buch selbst am Ende nicht das hielt, was die Lobeshymne in der Presse versprochen hatte.

Die Hardcoverausgabe von Timon Kalr Kaleytas Roman "Heilung"
Ein Roman voll großer, schöner Worte, ganz wie das Heilsversprechen des Resorts, in dem er spielt: „Heilung“ von Timon Karl Kaleyta
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Lederjackenwetter. Gedichte

Lederjackenwetter, das klingt nach Herbst, und das rote, regenbenetzte Ahornblatt auf dunklem Grund, das Frída Ísbergs zweisprachigen Gedichtband in der Ausgabe des Elif Verlags (2021) schmückt, verstärkt diesen Eindruck auch noch. Aber wer davon auf düster-melancholische Naturdichtung schließt, irrt. Das Wetter mag in Island zu jeder Jahreszeit rau sein, Lederjacke trägt das lyrische Ich jedoch, um sich selbst und seine Seele vor Blicken, Zuschreibungen und Verletzungen zu schützen – wie eine zweite Haut eben.

Das schwarze Cover von Frída Ísbergs Gedichtband "Lederjackenwetter" auf einer roten Decke
Bei jedem Wetter gute Lektüre: Frída Ísbergs Gedichtband „Lederjackenwetter“
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Nature Writing persönlich

Nature Writing – ein Genre mit langen, verschlungenen Wurzeln, die in Deutschland Dank der Nazis in den 1930er gekappt wurden (Stichwort „Blut und Boden“), sodass es hierzulande erst seit ein paar Jahren verstärkt wiederentdeckt wird. Meist geht es darum, die eigene Naturerfahrung in Worte zu fassen; Amerikaner suchen dafür traditionell eher nach ‚unberührter‘ Natur, Briten widmen sich der vom Menschen mal ge-, mal verunstalteten Natur und im deutschsprachigen Raum könnte man die gefühlsbetonten Naturbetrachtungen der Romantik oder auch Esther Kinskys „Geländeromane“ anführen. Doch wenn ich mit Kinder und Jugendlichen zum Natur Writing rausgehe, wird die Sache sowohl handfester als auch weiter:

Eine Pusteblume am Stamm eines Baumes. Darunter steht: Die Kreativität braucht Freiräume und Anregungen, um wirken zu klnnen - genau wie eine Pusteblume den Wind braucht, um ihre Samen in die Welt zu tragen.
Die Kreativität braucht Freiräume und Anregungen, um wirken zu können – genau wie eine Pusteblume den Wind braucht, um ihre Samen in die Welt zu tragen.
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Versiert verdichtet: „Couplets“

Was für ein Debüt, was für ein wunderbares Buch: Maggie Millners Couplets. A Love Story mag mit 97 Seiten (Farar, Straus and Giroux 2023) auf den ersten Blick als Leichtgewicht erscheinen, hat es aber in sich. Ein kurzer Roman über Liebespaare in Paarreimen, sprachlich genau und voller hintersinnigem Humor, in dem es vordergründig um eine Dichterin geht, die sich zum ersten Mal in eine Frau verliebt, und dafür ihren langjährigen Lebensgefährten verlässt, in dem noch so viel mehr gereimt wie ungereimt erzählt wird – über Liebe und Lieben, Begehren, Ängste, das Leben und wie wir uns und andere sehen und be-schreiben – ein Buch, das lange nachhallt.

Das Cover von Maggie Millners Roman "Couplets" auf einem Holzfußboden im Halbschatten
Halbschattig schön, ganz und gar überzeugend: „Couplets“ von Maggie Millner
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Natürlich lesen!

Gewiss, das Frühaufstehen ist meine Sache nicht, aber für die heutige Lesung in der Alfred-Krupp-Schule in Essen hat es sich allemal gelohnt. Wobei es vielmehr war als „nur“ eine Lesung, es war Begegnung, Diskussion, Gedankenaustausch, Mini-Workshop und Lesung in einem.

Sieht vielleicht nicht nach viel aus, wenn ich Lyrik lesend in einem Klassenzimmer stehe, aber es kommt ja auch auf die Inhalte an. 😉
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Eigensinnig: Das Gedicht ist, was es tut

Längst hatte ich endlich mal ein Buch mit Gedichten und/oder Gedanken von Elke Erb haben wollen, aber irgendwas kam immer dazwischen, zuletzt sogar ihr Tod. Bis ich in diesem Jahr „Das Gedicht ist, was es tut“ unter meinen Geburtstagsgeschenken fand – Elke Erbs Berliner Rede zur Poesie des Jahres 2018 als zweisprachiges Buch, dessen englischsprachige Hälfte von Shane Anderson übersetzt wurde.

Elke Erbs Buch "Das Gedicht ist, was es tut" auf einer hölzernen Fensterbank angelehnt ans Fensterglas.
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Nature Writing vorgelesen

Wie kommt die Natur in die Literatur, könnte man fragen, denn in Deutschland ist das Genre Nature Writing nach wie vor nicht allzu weit verbreitet. Dabei geht ohne Natur – und zwar sowohl in Form unserer Um- und Mitwelt als auch als Teil von uns selbst – eigentlich gar nichts. Was sich im Park erleben lässt, wie wir uns selbst als Natur erfahren und was es mit einem Menschen macht, sich selbst zu verlieren, um diese und andere Themen geht es bei meiner Lesung am Donnerstag, den 27. Juni 2024 in de Stadtteilbibliothek in Essen-Huttrop:

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Magisch: „Die Gouvernanten“

Einfach bezaubernd ist Anne Serres kurzer Roman „Die Gouvernanten„, so eigen, schön und einnehmend, dass ich lesend die 92seitige Übersetzung von Patricia Klobusiczky erst verschlang, dann mich bewusst einbremsend auf jeder dritten Seite etwas Wunderbares hätte unterstreichen mögen, gegen Ende das Büchlein tagelang nicht mehr anfasste, um das unvermeidliche Erreichen der letzten Seite herauszuzögern. Liebend gern wäre ich mit den drei Gouvernanten noch viel länger, vielleicht auf immer in dem großen Haus im Park geblieben.

Das Cover von Anne Serres Roman "Die Gouvernanten" im Schatten von Blumen auf einem Holzfußboden
Liest sich wie von einer Fee mit eigensinnigem Humor verzaubert: „Die Gouvernanten“ von Anne Serre
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