Am nächsten Tag, unserem letzten in der Stadt, wollten wir es ruhiger angehen, suchten uns allerdings mit dem Clementinum, einem ehemaligen Kloster in der Altstadt, das inzwischen die Nationalbibliothek beherbergt, den falschen Ort dafür aus. Nachdem wir den etwas versteckten Eingang gesucht und gefunden und dort eine Weile in der ‚falschen‘ Schlange angestanden hatten, erfuhren wir, dass es nur noch bei einer Führung am Nachmittag einzelne Plätze gab – und es reichlich Treppen im Haus zu erklimmen gibt.

Also verzichteten wir mit Rücksicht auf meine zickigen Knie (die bis dahin gut durchgehalten hatten) und gingen erstmal zur nahegelegenen Karlsbrücke. Hier war es mindestens so voll wie tags zuvor auf dem Rathausplatz und ich fragte mich einen Moment lang erstaunt, wozu diese Brücke ursprünglich erbaut sein mochte, wenn sie heute praktisch nur noch Touristenmassen mit Selfiesticks als Fotomotiv dient und selbst die Müllabfuhr hier kaum mehr vorwärtskommt …



Danach hatten wir genug von all dem Trubel und fuhren mit der Tram zur Prager Hochburg und bestiegen statt Treppen im barocken Clementinum den Vyšehrad. Der große mittelalterliche Burgwall hoch über der Moldau bietet einen tollen Blick auf die Stadt (die hier einer der Gründermütter im 10. Jahrhundert als Vision erschienen sein soll) und die weiter nördlich gelegene Prager Burg. In der weitläufigen Anlage, in der neben Kirchen und einem Friedhof auch Restaurants, öffentliche Einrichtungen und irgendwo auch ein Informationszentrum nebst Zugängen zu diversen Kasematten liegen, kann man wunderbar spazieren gehen, ohne dabei von Touristengruppen en masse umzingelt zu sein.



Es tat gut, im Grünen zu sein, auch wenn es schade war, dass die Beschilderung hier so spärlich war, dass wir lediglich den Friedhof und die Basilika St. Peter und Paul fanden, deren Dach gerade renoviert wird. Dem prächtigen Inneren, das, wie die ganze Kirche, im Lauf der Jahrhunderte immer wieder erweitert und umgestaltet wurde, bis es im 19. Jahrhundert seine heutige, neogotische Gestalt erhielt, tat das keinen Abbruch.



Wir liefen zurück durch den südlichen Teil der Stadt (vorbei am Botanischen Garten der Universität, der vermutlich allein schon ein Grund für einen weiteren Besuch der Stadt wäre), in den sich allem Anschein nach nur wenige Touristen verirren. Das merkten wir auch, als wir in einem Café Rast machten, denn hier sprach das Personal ausschließlich Tschechisch, nur mit der Dame an der Theke konnte ich mich mit Händen, Füßen und ein paar Brocken Englisch verständigen. Wie schön, doch noch einmal die Notwendigkeit der kreativen Verständigung zu erleben, die so lange zum Reisen gehört hat …
Am Ufer der Moldau spazierten wir danach zurück zum Hotel. Ich weiß nicht genau, was diesen Fluss so besonders macht, nur, dass er eine große Anziehungskraft besitzt und in dieser alten und zugleich jungen, quirligen Stadt voller Lust auf Kunst und Kultur zugleich Ruhepol und Treffpunkt ist. Und wenn wir eines Tages zurückkommen, machen wir womöglich auch noch einen Bootsausflug auf der Moldau – es muss ja keine Dinner Cruise mit oder ohne Stadtführung sein, vielleicht ist dann einfach der nächste Schwan unserer?
Aber auch ohne das verließen wir Prag mit mehr Eindrücken, als sich in unseren Bildern und Worten festhalten lassen. Wie gut, dass mein Lieblingsmensch diese wunderbare Stadt schon lange als Reiseziel auserkoren hatte!