Gewiss, ich weiß auch, man soll ein Buch nicht nach seinem Cover beurteilen, aber diese Frau mit der wilden Mähne voller säbelklingenartiger Spitzen, auf denen (für mich) nicht entzifferbare Notizen stehen, diese Frau, von der nur die Augen mit dem wachen Blick ausgeleuchtet sind, der Rest bleibt im Schatten, die muss man einfach anschauen. Und wenn man ihr schon in die Augen geblickt hat, nun, dann bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als das Buch in die Hand zu nehmen, aufzuschlagen und sich sogleich lesend in die Welt von Slata Roschals „153 Formen des Nichtseins“ zu begeben.
WeiterlesenDichtung, Wahrheit und alles Dazwischen
Goldglänzend
Ganz schön schwierig: Wie schreibe ich über einen Theaterabend, der sich selbst „Showtime (ein enttäuschender Abend)“ nennt, in dem es ums Scheitern und um Enttäuschung geht, der aber durch und durch mitreißend ist? Am besten, ich fange mit den Fakten an: Das Stück, geschrieben und inszeniert von Felix Krakau, hatte gestern Abend in der Essener Casa Premiere, und Universalschauspieler David (Christopher Heisler) fesselte das Publikum von der ersten bis zur letzten Sekunde.
WeiterlesenLiteraturnotizen mit Abstand (2)
Und weiter geht es mit meinem Versuch, meiner eigenen Lektüre hinterher zu schreiben. Diesmal mit drei Büchern aus männlicher Feder in der Reihenfolge ihres Erscheinens. Los geht es mit Robert Musils Nachlass zu Lebzeiten, das 1936 erstmals erschien.
WeiterlesenLiteraturnotizen mit Abstand (1)
Immer wieder darüber zu klagen, dass ich mich nach wie vor das Leben mit seinen Unwägbarkeiten so in Atem hält, dass ich zum öffentlichen Schreiben nur noch sporadisch komme, bringt ja nichts und niemand weiter … bevor ich aber Gefahr laufe, unter umstürzenden Stapeln ausgelesener Bücher begraben zu werden, schreibe ich doch lieber über die ersten drei davon …
WeiterlesenAnfangen
Wie anfangen – eine neue Intendanz, die erste Spielzeit, das erste Stück oder auch einfach nur einen Text über eben dieses? „Doktormutter Faust„, Fatma Aydemirs feministische Überschreibung von Goethes Klassiker, beginnt in der Inszenierung von Selen Kara gewissermaßen vor dem Anfang. Mir erschien das riesige Video eines Menschen in Embryostellung im Theaterdunkel des Essener Grillo-Theaters gestern Abend jedenfalls wie der Moment unmittelbar vor der Geburt. Oder war’s doch die Ruhe vor dem Sturm?
WeiterlesenLiteratur, musikalisch
Phrasen, Themen, Motive, dazu Rhythmus, Wiederholung und Variation – das sind nur einige Parallelen zwischen Literatur (in diesem Fall erzählender Prosa) und Musik. Zugleich spricht man ja immer wieder von „symphonischen Dichtungen“ und Tschaikowsky selbst gehörte wohl zu den Menschen, die Lebenserfahrungen in Kunst verwandelten, darin geradezu den Auftrag an sich als Künstler sahen. Das galt für ihn in besonderem Maße für sein letztes Werk, die „Symphonie Pathétique“. Wie passend, dass Klaus Mann diesen Titel auch für seinen 1935 erschienen Tschaikowsky-Roman wählte.
WeiterlesenEinfach nur wunderbar
Manche Bücher sind so schön, berühren so tief, dass ich am Ende das Gefühl habe, ich muss sie ganz vorsichtig beiseite legen und erstmal durchatmen, das Erlesene überschlafen, bevor ich darüber schreiben kann. Einfach, weil diese Bücher zugleich so zart – so feingewoben – sind, dass sie ungemein zerbrechlich wirken, obwohl sie doch so stark in mir nachwirken. Was als paradoxes Bild ziemlich gut zu meiner Vorstellung von dem Armband aus dreiundreißig schimmernden Perlen passt, das Sharon Dodua Otoos Roman „Adas Raum“ durchzieht.
WeiterlesenGedankenband: Essays Two
Vor über einem Monat legte ich los, um mit meiner „Viererbande“ über vier Bücher zu schreiben, deren Lektüre ich gerade beendet hatte, und jetzt erst komme ich zum vierten und dicksten Buch: „Essays Two“ von Lydia Davis kommt immerhin auf 568 Seiten, prallvoll gefüllt mit klugen und anregenden Gedanken. Was natürlich auch heißt: Selbst oder gerade erst recht nach der langen „Wartezeit“ kann ich leider mit meinen Gedanken dazu die Fülle von dessen Inhalt allemal an der Oberfläche streifen …
WeiterlesenGlauser-Gratulationen, leicht verspätet
Am letzten Wochenende waren sie der Höhepunkt der CRIMINALE, die dieses Jahr in Darmstadt stattfand: Die Verleihungen der Glauser-Preise für den besten Kurzkrimi, den besten Kinderkrimi, den besten Jugendkrimi, das beste Debüt und den besten Kriminalroman des Jahrs 2022. Ich konnte leider nicht vor Ort sein, nur indirekt mitwirken, indem ich die Vorlesetexte für die Bühne im Vorfeld auswählte. Hier nun leicht verspätet, aber nicht minder herzlich meine Gratulation an alle Gewinnerinnen und Gewinner!
WeiterlesenOpernnotiz
Irgendwann im April muss es gewesen sein. Endlich kam ich dazu, mir „Madame Butterfly“ im Essener Aalto Theater anzuschauen und natürlich auch anzuhören. Und was soll ich sagen? Man mag dem Bühnenbild (Alfred Peter) mit Obama-Konterfei die 12 Jahre ansehen, die seit der Premiere von Tilman Knabes Inszenierung vergangen sind, aber das Werk ist so frisch und berührend, als sei man bei seiner Entstehung anwesend.
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