Ausgelesen: Der Schlüssel zum Haus

Drei Generationen, drei Kontinente erzählt in einem Debütroman, dessen Übersetzung aus dem Portugiesischen von Marianne Gareis gerade mal auf 189 Seiten kommt, das ist Tatiana Salem Levys Roman „Der Schlüssel zum Haus„. Die Originalausgabe erschien in Brasilien bereits 2007 bei Editora Record, die Übersetzung 2023 im Secession Verlag in Zürich – und erreichte mich Weihnachten 2024.

Das Cover von Tatiana Salem Levys "Der Schlüssel" zum Haus - weiß und gold auf schwarz -, das ein altmoisches Schlüsseloch zeigt, auf einem weißen floralen Muster auf violettem Grund:
Ein schmaler Band, dessen Geschichte über drei Generationen und drei Kontinente reicht: „Der Schlüssel zum Haus“ von Tatiana Salem Levy
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Neuanfänge

Fühlt sich ein neues Jahr nicht ein wenig an wie der erste Morgen nach einem Umzug?

Van Goghs Gemälde "Schlafzimmer in Arles" als Monatsblatt des Januar und unten am Rand ein kleines Schaf
Auch das Kalenderschaf muss sich noch an seine neue Umgebung gewöhnen
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Eine eigene Liga: Stuckys Spacecake

Gestern war es endlich wieder so weit: nach 10 Jahren Essen-Abstinenz kam Erika Stucky zurück ins Grillo-Theater und stahl mit „Stucky – Doran – Tacuma: Spacecake“ die Herzen des Publikums. Ein Coup wie ein Bankraub, so nennt sie es selbst, obwohl es mir eher magisch-wild vorkommt und definitiv nicht zu fassen.

Ein kleiner Vorgeschmack aufs Konzert: Das Poster von „Stucky – Doran – Tacuma: Spacecake“
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Lektürenotiz: „An Inspector Calls and Other Plays“

Es muss ungefähr ein Jahr her sein, dass wir zufällig am späten Abend auf die BBC-Verflilmung von J.B. Priestleys „An Inspector Calls“ aus dem Jahr 2015 stießen und bei ihr hängenblieben. Klassisch-modernes britisches Theater in der Tradition des ‚well-made plays‘, ein Kammerspiel, das zwar 1912 spielt, doch eine packende Geschichte über das, was uns Menschen miteinander verbindet und die Verantwortung, die wir füreinander haben, erzählt. Ich war fasziniert und wollte unbedingt mehr wissen – woraufhin mein Lebensmensch mir „An Inspector Calls and Other Plays“ (Penguin Modern Classics repr. 2000) schenkte.

Das Cover der Penguin Modern Classics Ausgabe von J.B. Priestleys "An Inspector Calls and Other Plays"
Wer bringt sie wieder auf die Bühne? J.B. Priestley „An Inspector Calls and Other Plays“?
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Literaturnotiz: Hell und Laut

Eigentlich bin ich nicht zwingend Fan historischer Romane, doch Sarah Raichs „Hell und Laut“ packte mich gleich mit seinen ersten Sätzen:

„Was sagt das Wasser?“ Sie überlegte einen Moment und durchstieß mit ihrem Finger die glitzernde Oberfläche des Baches. Sie betrachtete ihn, ein kleines Würmchen, unter der zittrigen Haut des Wassers in Splitter zerfallend, die sich im letzten Moment doch aneinander festhielten. […] Das Wasser umschloss ihre Finger, damit änderte sich das Geräusch, wenn, ja … was machte es, das Wasser? War salzen, ein Springen, das eigentlich zum Tanzen gehörte, das richtige Wort? Oder war es eher ein skikken, ein dahinschießendes Springen, in dem auch das Blitzende. Glitzrige zum Ausdruck kam? Oder sollte sie lieber hopfezzen benutzen, was Irmentraud sagte, wenn sie hüpfte und sprang, weil der Vater heimkam?

Sarah Raich, „Hell und laut“, S. Marix Verlag, 2023, S. 5

Einem Kind zuzuhören, wie es, noch gänzlich ohne das zu ahnen, Dichterin und Forscherin wird, wie es so genau auf die Natur wie die Sprache achtet, das ließ mich sofort aufmerken und ich wusste, diesen Roman wollte ich unbedingt lesen.

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Istanbul in Essen

Eine bekannte Geschichte mit umgedrehten Vorzeichen zu erzählen, das ist die Prämisse, die „Istanbul“ zugrunde liegt, denn hier zieht ein türkisches Wirtschaftswunder deutsche Arbeitskräfte per Anwerbeabkommen an den Bosporus, wo sie nun ihrerseits auf eine fremde Kultur und Religion und fremde Sprache stoßen. Wie sich hier behaupten, wie im Istanbul der 1960er und 70er Jahre mit der Trennung von Liebsten und Heimat umgehen? Diesen Kampf in 15 Songs der türkischen Popsängerin Sezen Aksu gehüllt erlebt im Essener Grillo-Theater stellvertretend Klaus, der in der Premiere von Roland Riebeling gespielt wurde.

Teils blaue Moschee, teils Kneipe und Marktplatz, um den herum die Zuschauer auf und direkt vor der Bühne an langen Tischen sitzen. In der Mitte das Ensemble des Liederabends auf einem mit Orientteppichen geschmückten Podest.
Teils blaue Moschee, teils Kneipe und Marktplatz dazu oder eben“Istanbul“ in Essen: Jan-Sebastian Weichsel, Ceren Bozkurt, Sümeyra Yilmaz, Silvia Weiskopf, Lene Dax, Alican Yücesoy, Torsten Kindermann, Koray Berat Sari (Foto: Fatih Kurçeren)
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Lektürenotiz: Elkes Altern

Eigentlich ist es doch ein Glück: alt zu werden. Trotzdem tun wir uns schwer mit dem Altern. Muss das so sein? Kann das nicht auch anders gehen? Elke Heidenreich stürzt sich in ihrem kurzen Buch „Altern“ (2024 erschienen bei Hanser Berlin) mit all ihrer Erfahrung, der gelebten wie der erlesenen, ins Thema und beschenkt die Leser:innen (sorry, das musste sein … ;-)) mit einem wunderbar wilden Ritt.

Elke Heidenreichs "Altern" auf einem alten Schal mit verblassendem Paisley-Muster
Ein kurzes Buch über ein andauerndes Thema: Elke Heidenreichs „Altern“
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„Ferngespräch“ mit Marion Poschmann und Anja Liedtke

Seit Juli läuft die aktuelle Lesereihe „Ferngespräch“ des Literaturgebiet Ruhr, bei der in wechselnden Städten des Ruhrgebiets eine Autorin ‚von hier wech‘ mit einer Kollegin von außerhalb zusammentrifft und auf der Bühne ein literarischer Austausch beginnt. Letzten Mittwoch begegneten sich so Marion Poschmann mit „Chor der Erynnen“ und Anja Liedtke mit „Der Himmel ist altes Silber“ in Essen. Wobei dieses Gespräch über Nature Writing nur bedingt ein Fernes war, schließlich kommen beide Autorinnen ursprünglich aus dem Ruhrgebiet (aus Essen bzw. aus Bochum), bloß lebt Poschmann inzwischen in Berlin …

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Omri Boehm: Radikaler Universalismus

„Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ – es gibt Tage, da möchte ich verzweifelt Immanuel Kants Worte an jede Wand sprühen. Ob Omri Boehm ähnlich fühlte, als er sich aufmachte „Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität“ zu schreiben? Möglich wäre es. Das Folgende ist jedenfalls mein Versuch, meine Lesart seines klugen, zum eigenen Denken und auch zum Weiterlesen anstiftenden Buches (auf Deutsch erschienen 2023 bei Ullstein) nachzuzeichnen.

Unbedingt lesenswert: „Radikaler Universalismus“ von Omri Boehm
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Wundersames Weihnachtsmärchen

„Das ist mehr Musical als so ein Theater“, wunderte sich ein kleines Mädchen hinter mir in der gestrigen Premiere von „Alice im Wunderland“ im Grillo-Theater, während in den Reihen vor uns manch Kuscheltier im Takt mitwippte. Stimmt durchaus, passt aber zum Weihnachtsmärchen. Und mit Ekat Cordes Inszenierung von Lewis Carrols Klassiker und dem kleinen, aber feinen Ensemble hatten sichtlich und hörbar Menschen aller Altersklassen Spaß.

Tea Time zu viert zur Begrüßung im Wunderland: Grinsekatze (Nicolas Matthew), Alice (Hân Nguyễn), Raupe (Ronald Tadusch González) und Hutmacher (Philipp Noack). Foto: Björn Hickmann
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