Wie die Zeit rast. Nicht nur im Urlaub, sondern auch danach – denn seit wir in Tallinn waren, sind bereits drei Wochen vergangen. Also nichts wie ran an die Tasten und das Fotoalbum, um wenigstens einen Teil der vielfältigen Eindrücke, die wir aus Estlands Hauptstadt mitbrachten, hier zu „verewigen“. Los ging’s bei schönstem Sonnenschein:

Sonntagsmorgen in aller Früh zum Flughafen fahren, ist eigentlich so gar nicht unser Ding. Doch da man als autoloser Mensch sonst sechs Zugtickets bei vier verschiedenen Bahngesellschaften erwerben muss, um aus dem Ruhrgebiet nach Tallinn zu gelangen, blieb kaum etwas anderes, als von Düsseldorf über Kopenhagen zu fliegen. Dass es jedoch Menschen gibt, die einchecken, Gepäck aufgeben, die Sicherheitskontrolle hinter sich bringen, um dann nicht in den Flieger zu steigen, hätte ich nie gedacht – aber genau das sei passiert, erklärte der Flugkapitän, als wir (also alle anderen) unsere Plätze eingenommen hatten, und deshalb würde es jetzt noch etwas dauern, weil erstmal das Gepäck im Bauch des Flugzeuges gefunden und wieder ausgeladen werden müsste, bevor wir uns zur Startbahn begeben könnten. Es rumpelte und pumperte, wir freuten uns einmal mehr, nur mit Handgepäck unterwegs zu sein, und dann ging es schließlich doch los. Einen ereignislosen Umstieg in Kopenhagen und einen ruhigen Flug ins Baltikum später setzten wir in Tallinn, am „coziest airport of the world“ auf. Stimmt, den heimeligen Eindruck störte nicht mal der Anblick von Soldaten aus vier Nationen, denen wir beim Gang durchs einzige Terminal begegneten.

Mit dem Taxi fuhren wir in die Stadt und staunten unterwegs vor allem über die Sprache auf den Werbeplakaten. Estnisch ist überaus vokalreich und man glaubt sofort, dass das Finnische seine einzige lebende Verwandte ist. Wir checkten im Hotel ein (hässlich-modern von außen, geräumig-modern von innen), ruhten uns kurz aus und brachen dann zu Fuß auf in die Stadt. Schließlich war es hier schon später Nachmittag.
Wie vorhergesagt, war der Himmel bedeckt, doch in der Altstadt gibt es genug bunte „Bewohner“ –

– und bilderbuchschöne, bonbonfarbene Altstadtgassen:

Selbst, wenn man hier völlig planlos herumläuft, kann man die berühmte Stadtmauer – eine der größten aus dem Mittelalter stammenden -, nicht verfehlen. Kein Wunder, dass sie einer der Gründe ist, warum Tallinns Altstadt insgesamt Weltkulturerbe ist.

Dass Tallinn einst Teil der Hanse war, ist ebenfalls nicht zu übersehen:

Das 600 Jahre alte Haus der Großgilde erinnert ein bisschen an einen Sakralbau und beherbergt heutzutage das estnische historische Museum. Wir fotografierten es vom Inder schräg gegenüber. Ob es einen Zusammenhang zwischen Hanse, Handel und den zahlreichen indischen Restaurants in der Stadt gibt, konnten wir leider nicht herausfinden.

Nach dem Essen setzten wir unseren Spaziergang fort und entdeckten gleich hinter einem der Stadttore den großen Blumenmarkt der Stadt. Egal zu welcher Tages- oder Abendzeit wir in den nächsten fünf Tagen hier wieder vorbeikommen sollten, er war stets geöffnet und gut besucht.
Doch nicht nur Blumen liebt man hier, auch die Künste. So führte unser Weg vom Hotel in die Altstadt vorbei an Oper und Konzerthaus – und auch das Nationaltheater ist nicht weit:

Theoretisch hätten wir in jeder dieser Institutionen mit unserer Tallinn Card günstigere Karten bekommen … jetzt aber wollten wir zurück zum Hotel.
Übrigens sind nicht nur die Menschen in Estland sehr freundlich, auch die Möwen benehmen sich hier gesitteter, als hießen sie alle tatsächlich Emma, wie Morgenstern einst schrieb. Dieser Jungmöwe begegneten wir täglich, leider erwies sie sich als eher fotoscheu.

Zurück im Hotel machten wir noch kurz Halt in der Bar in der Lobby auf ein Bier im holzvertäfelten Urwald, sozusagen:

Ich meine jedenfalls, in der Nacht hätte ich von pflanzenüberwucherten Flugzeugen geträumt und womöglich waren da auch eine Möwe und ein Elch auf einer Stadtmauer …