Todkomisch

Kann ein Buch über Trauer komisch sein? Als Roman, vor allem als amerikanischer Erfolgsroman schon, wie Jonathan Troppers Mein fast perfektes Leben vorführt. Die Geschichte von Doug, der sich weigert, Schmerz und Trauer über den Tod seiner großen Liebe Hailey loszulassen, liest sich streckenweise wie Popcorn für die Seele, macht aber überwiegend gute Laune.Das klingt merkwürdig, hat was von Desperate Housewifes meets Weeds, allerdings mit einem Mann als Hauptfigur und zugleich als Störfaktor in der amerikanischen Vorstadtidylle. Zwischendrin fand ich es gelegentlich arg vorhersehbar – dass die Nachbarin mit dem Dienstagshackbraten Doug ins Bett bekommen wird oder dass die Schulpsychologin seines Stiefsohns seine nächste, mögliche Liebe werden wird, war beides so klar wie dass Doug die Weigerung, zur Hochzeit seiner jüngsten Schwester zu gehen, nicht aufrecht erhalten wird.

Es ist eben ein Unterhaltungsroman, und unterhaltend ist er. Zwischendrin habe ich mich gefragt, ob mich das stört oder was mir statt dessen lieber wäre. Es hätte ein wenig existenzieller sein dürfen. Immerhin geht es doch angeblich um Leben, Tod und die große Liebe. Aber abgesehen vom Flugzeugabsturztod seiner Frau Hailey gibt es nichts wirklich existenzielles in Dougs Leben. Stiefsohn Russ hat seine Probleme, und Dougs Vater ist nach seinem Schlaganfall zeitweilig eines, aber sie sind doch alle allein finanziell so abgesichert in ihrem jeweiligen Dasein, dass nicht einmal ein wütender, betrogener Ehemann mit entsicherter Pistole zur wirklichen Bedrohung wird.

Und das finde ich seltsam und zugleich passend zur angepassten, normierten Vorstadtwelt made in the USA …

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