Von der "Endstation Sehnsucht" zu den "Blütenträumen" – gestern wurde Lutz Hübners neuestes Werk in Essen uraufgeführt. Und gefeiert; Restnebel im Hirn bis weit ins Leben danach garantiert!
Auch auf der Bühne wurde gefeiert. Am Anfang des 2. Aktes – nach dem der VHS-Kurs, mit dem sechs einsame Menschen der Generation 55+ und eine Mittvierzigerin (der Kurs 40+ kam nicht zustande) flirten lernen und Wege aus dem Alleinsein finden wollen. Allein, der Kurs scheitert, der Kursleiter ist geschasst und das feiern sie nun. Der Höhepunkt der Party ist eine traumhafte Schapsidee: Lasst uns eine Kommune gründen, zusammen leben, nie wieder allein sein. Fast wünscht man, mit dem letzten "Ja" zum Traum endete das Stück, man ahnt ja ohnehin, das kann, das wird nicht gut gehen, aber man würde vielleicht doch gerne weiterträumen, nur … Hübner bleibt Realist oder doch dem verpflichtet, was man so für Realität hält. Nach und nach springen sie alle ab, bis das Liebespaar im Leben danach allein ins Unbekannte aufbricht.
Nun denn. Alter. Einsamkeit. Merkwürdige Coachingtechniken ("Wir üben hier Verkaufsstrategien" – und das in einem Flirtkurs …). Ein Stück für fast alle, könnte man meinen. Denn alt werden doch viele von uns, das lässt sich schließlich nur durch frühes Ableben verhindern, und wer sich nie einsam fühlte, nie Angst vor Einsamkeit hat/te (im Alter oder davor), der lügt oder hat keine Gefühle. Und angehende VHS-Dozenten sollten sich das Stück erst recht anschauen – vergesst die Konzepte!
Aber … was ist das Konzept des Stücks, um bei dem unschönen Wort zu bleiben? Ich hab mich gestern Abend prima amüsiert, gelegentlich ertappt gefühlt, war manches Mal berührt, gerührt und überhaupt sehr dran. Langeweile kam nicht auf, es war ein schöner Abend, und ich war froh, ein Teil davon gewesen zu sein, keine Frage.
Nur, heute, am Tag danach, ist (fast) alles verflogen. Es geht mir mit dem Stück ein bisschen wie mit der Party danach: Was bleibt, ist ein wattiges Gefühl und die Erinnerung an das gute Gefühl am Abend. Aber es bleibt eben nicht genug, um darüber nachzudenken (Neues zum Thema Alter und/oder Einsamkeit hat mir das Stück also nicht erzählt), drüber zu schreiben, davon zu berichten. Okay, vom Abend danach blieb mehr in meinem Kopf, aber das ist privat und gehört nicht hierher. Und was das Stück angeht – gehobene Unterhaltung, amüsante Beschäftigung mit Zeitthemen, all das bietet der Abend. Wer das sucht, wird fündig. Und ich muss nicht mehr finden, denn ich schreib keine professionelle, bezahlte Kritik sondern denke schreibend über mein ganz privates Erleben des gestrigen Abends nach … in diesem Sinne: Finden Sie doch selbst raus, ob Sie das Stück mögen oder nicht. Sie sind bestimmt schon erwachsen. Und, falls Sie alt sind und/oder Single: Wenn man’s richtig anstellt, kann man im Theater Menschen kennenlernen. Menschen fast jeden Alters … worauf warten Sie noch?
Das Leben danach
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Haach, wie „bewegend“/anregend(hirn, denk, wieder-erkenn,neu anstoß…) in vielfältiger Weise doch immer wieder das Lesen Deiner Seite ist! Seehr bereichernd – DANKE!! (echt wahr…)