Samstags in Trondheim

Kurz nach dem Frühstück stehen wir an Deck der MS Richard With, die sich dem Trondheimsfjord nähert und dabei Munkholmen passiert. Magnus vom Küstenerlebnisteam erzählt von der wechselvollen Geschichte der kleinen Insel, die einst Hinrichtungsplatz, Kloster, Gefängnis und Festung war und heute ein beliebtes Ausflugsziel für Trondheimer und Touristen darstellt – und die obendrein Victor Hugo zu einer Gefängnisnovelle inspiriert haben soll. Allerdings sei die nie übersetzt worden, dabei wäre es doch toll, wenn man sie auf der MS Richard With lesen und vielleicht auch kaufen könnte, meint er augenzwinkernd.

Die Insel Munkholmen vor Trondheim
Die Insel Munkholmen vor Trondheim

So beginnt also unser zweiter Morgen am dritten Tag an Bord, und am heutigen Sonntag steht ein Landausflug am Vormittag auf dem Programm, genauer: ein Stadtspaziergang durch Trondheim. Dieser beginnt sozusagen zwangsläufig modern, denn erstmal müssen wir ja das Hafenterminal verlassen und kommen dabei an modernen Forschungseinrichtungen der Uni Trondheim vorbei. Wir erfahren, dass autonome Schiffe hier ein großes Thema sind – kein Wunder bei einem Land mit so viel Küste, Fjorden und rund 200.000 Inseln und Inselchen, denkt man.


Viele Brücken hat die Stadt, deren ältester Teil auf einer Insel in der Mündung des Nidelav in den Fjord liegt. Und natürlich wurden die Wasserwege spätestens seit dem Jahr 950 für den Handel genutzt, sodass es auch hier die charakteristischen, bunten Speicherhäuser gibt. Ein ganzes Viertel mit engen Gassen wie in Bryggen sucht man jedoch vergebens. Nachdem es im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder verheerende Brände gegeben hatte, wurde im 17. Jahrhundert die Stadt zum Schutz ganz neu mit breiten Straßen wiederaufgebaut.


Wer weiß, ob es sonst heute noch Stiftsgården, das Cecile Christine Schøller in den 1770erm als gesellschaftlichen Treffpunkt mitten in der Stadt erbauen ließ, stünde, ist es doch das größte Holzpalais in ganz Skandinavien. Anfang des 20, Jahrhunderts wurde es zur offiziellen Residenz des Königs, der selbst ganz zivil im Garten in Bronze steht.


Die erste Steinkirche an der Stelle des heutigen Nidarosdoms entstand im 11. Jahrhundert und wuchs sozusagen mit dem Erstarken des Kults um den heiligen Olaf, der immer mehr Pilger anzog, bis sie im 13. Jahrhundert ihre größte Ausdehnung erreichte und Bischofssitz wurde. Groß ist sie auch heute noch, obwohl Norwegen längst eine protestantische Staatskirche hat und der Katholizismus mithin keine große Bedeutung mehr. Doch unabhängig davon gilt der Nidarosdom als so etwas wie ein kulturelles Wahrzeichen – und bis heute gehört es zu den Aufgaben der Domfremdenführer, die zahlreichen Heiligen an der Front des Doms mit Kränzen zu schmücken. Ich hoffe aber, dass sie das zu ihrer eigenen Sicherheit nicht in den Talaren tun, die sie bei ihren Führungen im Dom tragen. 😉


Danach spazierten wir an der alten Stadtbrücke Gamle Bybroen und dem Kanalhafenviertel zurück zum Schiff, und weiter ging die Seereise Richtung Norden.

Schon ein gutes Stück weiter Richtung Polarkreis gelegen: Der achteckige Leuchtturm Kjeungskjær
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