Zu den Dingen, die ich am Urlaub liebe, gehört es unbedingt, dass ich so viel lese, wie ich will – und natürlich auch nur das, wonach mir gerade der Sinn steht. Angefangen habe ich mit zwei ausgesprochen unterschiedlichen Krimis, denen nur gemeinsam ist, dass sie von Briten geschrieben wurden: The Impossible Dead von Ian Rankin und Gimme More von Liza Cody.
The Impossible Dead ist der zweite Roman mit Malcolm Fox, der mit seinem Team unter wechselnden Bezeichnungen (je nach dem, was gerade politisch opportun oder auch nur korrekt ist) gegen korrupte, gewalttätige und anderweitig vom rechten Weg abgekommene Polizisten ermittelt. Das heißt, das ist eigentlich sein Job, stellt in dem Roman, den ich las, jedoch kaum mehr als den Ausgangspunkt zur Ermittlungesexpedition in die terroristisch noch schottisch-nationalistisch geprägten 1980er dar. An sich erschien mir das reizvoll – ein anderer Blick auf die 1980er, mit denen ich mich zuletzt schreibend beschäftigt habe, vor allem aber ein für mich ungewohnter Blick auf die schottisch-britische Zeitgeschichte. Dachte ich … und verirrte mich erst einmal wieder und wieder im Dickicht zahlloser realer wie erfundener Figuren, die in der schottischen Politik wie der separatistischen Terroristenszene der 1980er aber auch in den Polizeiwachen Fifes der heutigen Zeit irgendwelche Rollen zu spielen schienen. Und dann stellt sich am Ende auch noch heraus, es ging gar nicht um Politik sondern schlicht um Eifersucht und Gier. Nun ja. Ich mag nun mal Schottland und die Art, wie Rankin es beschreibt – aber generell empfehlen kann ich diesen Roman darüber hinaus nicht.
Liza Cody gelingt mit Birdie, der Witwe des Rock’n’Roll-Stars Jack, eine ungewöhnliche Figur: Sie ist hart im Nehmen wie im Austeilen und obendrein vielschichtig wie eine Zwiebel, bei der man nie weiß, wo verbirgt sie Loyalität hinter einem Betrug, wo legt sie rein zu Übungszwecken oder aus purer Geldnot jemand aufs Kreuz oder wann ist all das nichts als reine Gewohnheit … In die Jahre gekommen spinnt das notorisch unterschätzte Luder eine Intrige, die ihr endlich zu ihrem Anteil verhelfen sollen, um den sie Produzenten und andere Fieslinge der Musikbranche zu Jacks Lebzeiten brachten. Was daraus entsteht, ist zugleich ein Lehrstück über die Musikbranche (behauptet jedenfalls Cody im Nachwort) und die feministische Variante einer klassischen Gaunererzählung mit durchaus raffinierten Wendungen und viel Witz.
Warum jedoch die Perspektive zwischen Birdies Ich-Erzählung, die überdies zeitweilig in den Präsens wechselt, und irgendwelchen anderen Erzählsträngen in der dritten Person hin und her springt, hat sich mir nicht erschlossen. Ihre Gegenspieler sind allesamt zu uninterssant, als das so ein Verfahren reizvoll wäre, und die Intrige an sich wäre genauso spannend ohne diese Verhackstückung zu erzählen. Letzlich nervt das einfach nur – was wiederum schade ist: Birdie selbst ist so gut gezeichnet, dass ich ansonsten gern das Buch, dessen deutsche Übersetzung mir eine Freundin lieh, gleich noch einmal im englischen Original gelesen hätte. Aber all den anderen „Miterzählern“ muss ich nicht noch einmal begegnen, also bleibt es bei dieser einmaligen Begegnung …