Gerade las ich es aus: „Du sagst es“ von Connie Palmen. Das Leben, Schreiben und Sterben von Sylvia Plath aus Sicht ihres Mannes Ted Hughes. Szenen einer Dichterehe in den 1950ern und frühen 60ern. Der Versuch einer Rehabilitation von Hughes, den viele für den Schuldigen hinter Plath‘ Selbstmord halten.
Die Sprache ist das, was in diesem Roman mitreißt. Vor allem, wenn man, wie ich, es für befremdlich hält, außenstehende Schuldige bei einem Selbstmord zu suchen, erst recht, wenn es sich dabei um den Xten Versuch eines solchen handelt. Ich bin auch kein Fan von Ehegattenromanen über Berühmtheiten, und nicht einmal Fan einer der beiden Lyriker, um die es hier geht. Bekenntnislyrik ist nicht so mein Ding, Plath‘ Sprache packt mich nicht, tut mir leid, ich weiß, sie gilt als wichtig für die Geschichte der Lyrik, wichtig für feministische Literaturbetrachtung, und da ist sicher was dran. Ich würde ja auch nie bestreiten, dass Thomas Mann literarischen Wert hat, aber lesen mag ich ihn deshalb kein Stück lieber.
Bei Ted Hughes dagegen, dem britischen Nationaldichter, hadere ich mit Esoterik, Astrologie und überbordendem Hang zur Mythologisierung der Welt. Seine Sprache, okay, ja, da ist was dran. Vielleicht muss ich nur präziser auswählen, was ich von ihm lese? Einen Versuch wäre es wohl wert. Und womöglich folge ich dem Impuls, mir von irgendwoher „The Glass Bell“, den Roman von Plath, zu besorgen, da werde ich den Verdacht nicht los, ich könnte es vor langer Zeit gelesen haben.
Immerhin, so viel Neugier, so viel Lust auf Mehr weckt Connie Plamen mit ihrem Roman. Und das, obwohl ich manches schlicht querlesen musste – ich kann nicht damit umgehen, wenn jemand Astrologisches wie Tatsachen als Argumente benutzt und ich kriege Probleme, wenn sich Künstler, ob echte, erdachte, oder nacherzählte echte, selbst so eigenartig wichtig nehmen. Dann entsteht ein spezieller Ton, ein eigentümlicher Mix aus Pathos und Hysterie, und ich will nur noch ein Stück Käse und vielleicht die Zeitung, wenn’s ganz schlimm kommt, einen Whisky und eine ganz kurze Geschichte von Hemmingway oder besser, Kafka oder Lydia Davis. Weniger Worte sagen oft mehr.
Aber was ist denn nun das Fazit? Wen es nicht stört, in fremden Nachttischschubladen zu stöbern, wer nichts dagegen hat, sich mit fremden Ehebeichten die Näche um die Ohren zu schlagen, der wird ganz ohne Fremdeln das Buch lieben. Aber auch mit Fremdeln lohnt die Lektüre, wenn man Lust auf einen wilden romanhaften Ritt auf einem höchst poetischen Ross durch Nacht und Wind hat. Und was nervt, das kann man ja zwischendrin getrost überblättern.