Schwer zu sagen, was mich gerade mit mehr Melancholie erfüllt: dass unser Urlaub in den Niederlanden nun zu Ende ist oder dass ich gestern Abend am Oude Rijn Patti Smith‘ „M Train“ auslas.
Eine Künstlerin und Poetin, die ihren Träumen und Erinnerungen auf dem Weg zum nächsten Buch folgt, die schreibend, Kaffee trinkend, TV-Serien schauend und andere Bücher lesend durch die Zeit reist, kreative Prozesse und das Leben erkundet – und dabei ein Buch erschafft, das wunderschön und atemberaubend ist.
Es schlicht als Sammlung von Kurzgeschichten zu bezeichnen, trifft die Sache nicht im entferntesten. Ja, jedes Kapitel funktioniert auch wie eine in sich abgeschlossene Geschichte – aber sie ergeben zusammen ein Ganzes, das sehr viel mehr als die Summe seiner Teile ist. Ob man das dann als romanhaft-assoziative Memoiren einer Ausnahmekünstlerin oder als Meditation übers Lesen, Schreiben und Leben betrachtet, mag Geschmackssache sein.Vermutlich ist es beides und noch viel mehr.
Ich bin jedenfalls ganz hingerissen – so nah an den eigenen Schaffens- und Leseprozess einer anderen Autorin kommt man selten. So berührend verstehen wenige über ihr eigenes Lieben und Leben zu schreiben. So poetisch ist Prosa und Persönliches wohl nur in Ausnahmefällen.
Und ich bleibe gleich hin- und hergerissen zurück: soll ich es auf der Stelle noch einmal lesen und dabei dann all die Autorennamen und Buchtitel, die Patti Smith erwähnt, rausschreiben? Aber was mache ich dann: mir alle Titel besorgen, die ich noch nicht kenne? Oder doch erst weitere Werke von Patti Smith lesen, um noch länger in ihrer Gegenwart zu weilen, die ihr Schreiben so spürbar durchdringt?
Aber nein … erst ist die nächste Urlaubswäsche dran! Denn das Leben muss ja auch zu seinem Recht kommen. 🙂