von Vidyakaya
Herbstlaub – gefärbt wie Löwenaugen
Ein Teppich in den Wäldern, teils knöcheltief
Erfreut Augen, Ohren, Füße
Während wir hindurch laufen
Molly, ganz Bewegung, mehr noch Nase, dringt viel tiefer als ich es vermag
Die fahle Faust, tief in der Erde, greift stets nach mir
Wie eines Riesen Hand, die mich hier hält, auf dass ich nicht davon schweb‘ vor meiner Zeit
Die Gräber zu pflegen – mit Blei und Holz und Teer und Stein
Ein Ritual der Vorbereitung auf anspruchsvoll‘re Arbeit
Meine Mutter und ihre Hunde zu ehren
Nun schreckt sie mich nicht mehr so sehr – Herbst lehrt Verfall anzunehmen
Sie ist ruhiger, bin ich da – Ich glaub‘, sie vertraut mir mehr
Ich erwach‘ nicht länger wünschend, sie sei tot
Demenz ist kein Wahnsinn – sie weiß sehr wohl, wer sie ist
Eher ein allmähliches Welken – bis nur noch das Gerippe ihrer Seele übrig ist.
Dankbar, dass sie eine starke, fein gebaute Seele hat
Ein schönes Ding – einzigartig und komplex wie ein Schneekristall
So hart wie Eisen
So liebevoll wie der Mond
Die Augen des Löwen haben mich ins Herz getroffen
Halten mich im hellen Schein der Wintersonne fest
Über dem Boden schwebend – meine Füße streifen das gefrorene Gras nur so eben
Ziehen mich zurück – der Haken des Mitgefühls
Wird mich hier halten – so lange ich gebraucht werde
Der Dichter Vidyakaya lebt in Tunbridge Wells mit seinem in die Jahre gekommenen Lurcher Molly. Er hat schon immer Gedichte geschrieben, doch dieses hier ist das erste, das er seit Erscheinen des Maidstone Grammar School Magazins 1968 veröffentlicht hat. Übersetzung Mischa Bach. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Viyakaya
Originalveröffentlichung in Urthona Issue 31:
NOVEMBER
Autumn leaves – the colour of lion‘s eyes
Carpet the woods, ankle deep in places
Delighting eyes and ears and feet
As we stride through
Molly, turning and twisting, her nose leading deeper than I can go.
The pale fist, deep in the earth, is always reaching for me
A giant hand, holding me here, so I don‘t float away before my time
Tending the graves – with lead and wood and tar and stone
Ritual preparations before the more demanding work
Honouring my mother and her dogs
She frightens me less these days – autumn brings acceptance of decay
She‘s calmer when I‘m around – I think she trusts me more
I no longer wake up wishing she were dead
Dementia is not madness – she knows well who she is
More a gradual withering – til only the bare bones of her soul are left.
Give thanks that she has a strong and finely crafted soul
A thing of beauty – unique and intricate as some crystal of snow
As hard as iron
As loving as the moon
The lion‘s eyes have pierced my heart
Holding me still in the bright winter sunshine
Hovering above the ground – my feet just skim the frozen turf
Pull me back – the hook of compassion
Will keep me here – as long as I am needed