November

von Vidyakaya

Herbstlaub – gefärbt wie Löwenaugen

Ein Teppich in den Wäldern, teils knöcheltief

Erfreut Augen, Ohren, Füße

Während wir hindurch laufen

Molly, ganz Bewegung, mehr noch Nase, dringt viel tiefer als ich es vermag

 

Die fahle Faust, tief in der Erde, greift stets nach mir

Wie eines Riesen Hand, die mich hier hält, auf dass ich nicht davon schweb‘ vor meiner Zeit

 

Die Gräber zu pflegen – mit Blei und Holz und Teer und Stein

Ein Ritual der Vorbereitung auf anspruchsvoll‘re Arbeit

Meine Mutter und ihre Hunde zu ehren

Nun schreckt sie mich nicht mehr so sehr – Herbst lehrt Verfall anzunehmen

Sie ist ruhiger, bin ich da – Ich glaub‘, sie vertraut mir mehr

Ich erwach‘ nicht länger wünschend, sie sei tot

Demenz ist kein Wahnsinn – sie weiß sehr wohl, wer sie ist

Eher ein allmähliches Welken – bis nur noch das Gerippe ihrer Seele übrig ist.

Dankbar, dass sie eine starke, fein gebaute Seele hat

Ein schönes Ding – einzigartig und komplex wie ein Schneekristall

So hart wie Eisen

So liebevoll wie der Mond

 

Die Augen des Löwen haben mich ins Herz getroffen

Halten mich im hellen Schein der Wintersonne fest

Über dem Boden schwebend – meine Füße streifen das gefrorene Gras nur so eben

Ziehen mich zurück – der Haken des Mitgefühls

Wird mich hier halten – so lange ich gebraucht werde

 

Der Dichter Vidyakaya lebt in Tunbridge Wells mit seinem in die Jahre gekommenen Lurcher Molly. Er hat schon immer Gedichte geschrieben, doch dieses hier ist das erste, das er seit Erscheinen des Maidstone Grammar School Magazins 1968 veröffentlicht hat. Übersetzung Mischa Bach. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Viyakaya

Originalveröffentlichung in Urthona Issue 31:

 

NOVEMBER

Autumn leaves – the colour of lion‘s eyes

Carpet the woods, ankle deep in places

Delighting eyes and ears and feet

As we stride through

Molly, turning and twisting, her nose leading deeper than I can go.

 

The pale fist, deep in the earth, is always reaching for me

A giant hand, holding me here, so I don‘t float away before my time

 

Tending the graves – with lead and wood and tar and stone

Ritual preparations before the more demanding work

Honouring my mother and her dogs

She frightens me less these days – autumn brings acceptance of decay

She‘s calmer when I‘m around – I think she trusts me more

I no longer wake up wishing she were dead

Dementia is not madness – she knows well who she is

More a gradual withering – til only the bare bones of her soul are left.

Give thanks that she has a strong and finely crafted soul

A thing of beauty – unique and intricate as some crystal of snow

As hard as iron

As loving as the moon

 

The lion‘s eyes have pierced my heart

Holding me still in the bright winter sunshine

Hovering above the ground – my feet just skim the frozen turf

Pull me back – the hook of compassion

Will keep me here – as long as I am needed

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