Und ewig nervt der Präsens …

Wie ich es finden soll, dass für den Hans-Jörg-Martin-Preis 2012, in dessen Jury ich diesmal sitze, bislang noch nicht mal 20 Bücher eingereicht wurden, weiß ich nicht. Vielleicht kommt da noch mehr und dann sitze ich im Dezember da und kann nur noch lesen, lesen, lesen. Ich hoffe bloß, spätestens dann bleibe ich verschont von der grassierenden Unart, Romane sinnlos im Präsens zu schreiben …

200, 300 oder mehr Seiten durchgehend Präsens, das erzeugt keinen Hauch Unmittelbarkeit, kein Fitzelchen Nähe oder gar Spannung durch Präsenz. Nein. Das nervt und es nervt gewaltig.
Dennoch scheinen gewisse Autoren einen Hang in diese Richtung zu haben. Das fiel mir bereits im letzten Jahr bei den Debütromanen auf. Klar kann es Sinn machen, Erzählstränge und vor allem Zeitebenen in Romanen auch mal im Präsens zu gestalten – das habe ich selbst schon gemacht und ich hab’s auch schon richtig gut gelesen. Aber ein ganzer Roman, das geht so gut wie gar nicht (außer halt auf die Nerven).
Bei den entsprechenden Debüts im letzten Jahr fragte ich mich, ob das epische Präteritum samt Plusquamperfekt für Rücksprünge der Erzählung manche Autoren wohl in ihren sprachlichen Fähigkeiten überfordert. Jetzt bin ich nahezu sicher, dass das so ist – bloß werde ich diesmal den Verdacht nicht los, diese speziellen Autoren glauben zudem womöglich, die Jugendlichen verstünden es anders nicht.
Und das nervt dann erst recht: Es sich selbst (vermeintlich) einfach machen, weil man sich sagt, der andere kapiert’s sonst nicht. Nee, klar, Jugendliche lesen ja auch gar keine "normale Literartur" im Unterricht … oder in der Freizeit.
Bin jedenfalls gespannt, ob die Jugendlichen, die in diesem Jahr ebenfalls in der Martin-Jury sitzen, ebenso genervt von der Überpräsenz des Präsens sind …

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