Lustig oder?

Die Premiere hab ich zwangsverpasst, da ich mich letzten Samstag mit meinen Autorenkollegen auf einer anderen Bühne herumtrieb: "Jede Menge Kohle", die sogenannte Aussteigerkomödie nach dem gleichnamigen Film von Adolf Winkelmann, wurde in der Bühnenfassung von Caroline Stolz und Carola Hannusch im Essener Grillo-Theater uraufgeführt. Gestern hab ich’s mir angeschaut, und kann nur sagen ‚viel Handwerk, wenig Stück‘.

Schon der Film ist eigen, verzichtet er doch weitgehend auf so "konventionelle" Dinge wie Handlung oder Dramaturgie und setzt auf zwei coole Hauptfiguren mitten in einem durchaus komisch bis satirisch gezeichneten Ruhrgebiet der siebziger und achtziger Jahre. In der Bühnenfassung jedoch treten die Schwächen des Stoffs – wenn man die Szenenansammlung denn so nennen will, besteht doch das Hauptmanko m.E. nach darin, dass inmitten all der "lustigen Pott-Klischees" keine eche Geschichte entsteht – so überdeutlich zutage, dass man nicht man an ihnen vorbeischauen kann.
Schade. Dass die Schauspieler ihr Handwerk als solches beherrschen, zeigen sie in Serie – z.B. bei den Klipp-Klapp-Effekten der rasenden Auf- und Abgänge mit fliegenden Umzügen und Rollenwechseln, wenn die Bühne von ihnen gleich mitgespielt wird (besonders schön: die Sache mit der vertikalen Picknickdecke) oder es ans Geräuschemachen geht. Einerseits macht es Spaß zu sehen, wie ein einziger Außenspiegel reicht, um eine heikle Einparkszene mit dem Lkw darzustellen, wenn man noch zwei geräuschmachende Schauspielerkollegen am Bühnenrand stehen hat. Andererseits fragt man sich aber irgendwann auch, ob man an einem Abend unbedingt gefühlte 300 "Hörmmas" braucht, damit der Pott kocht.
Denn, zugegeben, dem Publikum gefiel’s. Wahrscheinlich hatte mein Begleiter recht, der den Abend in einem Satz auf den Punkt brachte: "Das hätte auch im Rathaustheater statt finden können."
Stimmt. Und wenngleich Boulevard seine Berechtigung hat, bleibt es für mich doch unklar, warum dieses ‚Stück‘ eine der ersten Premieren zur Eröffnung des ’neuen‘ Essener Schauspiels sein musste …