Letzte Woche hatte ich zu viel zu tun, um hier zu schreiben. Diese Woche war ich dagegen krank und deshalb bislang nicht wirklich in der Lage zu bloggen. Aber Kranksein und seine Zeit zwischen Wartezimmer und Sofa aufzuteilen, hat wenigstens einen Vorteil: jede Menge Zeit zum Lesen. Gestern und heute war es Chris Cleaves Lieber Osama.
Auf den ersten Seiten hätte ich es verärgert fast aus der Hand gelegt, um es baldmöglichst zu entsorgen – allein der Sprache wegen. Noch so ein Kerl, gutsituiert, gut ausgebildet, der glaubt, er könne aus Sicht einer Frau aus der Arbeiterklasse schreiben. Nein, kein Bock mich mit der Frage zu befassen, was wohl bereits im Original so grottig klischeehaft daherkommt, und wo die Übersetzung (noch’n Kerl, und vermutlich auch nicht gerade einer aus der Gosse oder knapp darüber) der Sprachkiller ist.
Aber die Geschichte ist dann doch so packend, das es mich nicht losließ. Immer tiefer zog es mich in das totalitär anmutenden post-terroristische London, immer weiter folgte ich der Hauptfigur in ihren Schmerz, Mann und kleinen Sohn bei einem Bombenattentat im Fußballstadion verloren zu haben, während sie zuhause mit einem Nachbarn vögelte.
Und nun sitze ich hier, hin und her gerissen zwischen dem Drive der Geschichte und der oftmals so platten Sprache, in der sie erzählt wurde. Kommt also wohl drauf an, was man von seiner Lektüre erwartet – und, wie gesagt, wer weiß, ob ich es überhaupt zu Ende gelesen hätte, wäre ich nicht gerade erkrankt …
Gute Besserung!
Danke 🙂