„Liebe 2“ heißt Hagen Rethers Programm. Ich hab’s gestern live im Essener Grillo-Theater gesehen. Aber worum geht’s dabei genau? Ein Mann sitzt im Bürostuhl am Flügel, den er mehr manisch wienert als tatsächlich spielt. Manchmal füttert er das Publikum mit Bananen, meist scheint er laut vor sich hin zu denken. Ist das Ergebnis eine Publikumsbeschimpfung, eine Zuschaueranbiederung oder ein unglaublich einsamer Monolog vor vollen Theaterreihen?
Ich weiß es nicht. Für mich blieb Hagen Rether selbst ungreifbar, wie ein glitschiges Stück Seife. Mag sein, das ist Prinzip – fliegender Wechsel der gedachten Möglichkeiten, fließende, mäandernde Gedanken, mehr Fragen als Antworten. Eigentlich müsste mir das gefallen. Ich trau den Antworten ja für gewöhnlich nicht.
Was aber ist mit rhetorischen Fragen? Ist es das – stellt Rether für mein Empfinden keine echten, sondern lediglich rhetorische Fragen bzw. tarnt er die Antwortgedanken auf seine durchaus oft interessanten Fragen als solche?
Für mich war das ein zwiespältiger Abend. Und das stand wiederum in eklatantem Widerspruch zum Publikum um mich herum. Die waren eindeutig bei der Sache, fühlten sich angesprochen, aufgehoben, mitgenommen und bestätigt. Das waren Fans – aber macht das Sinn? Kann es im Sinne des Kabaretts und da dann erst recht eines intellektuellen Feingeistes sein, dass das Publikum ihm folgt – als sei er gar ein Messias?
Ich weiß es nicht. Vielleicht mag ich einfach Fanmassen egal welcher Couleur, welcher Bildungsschicht, welcher Ausprägung nicht. Vielleicht ist mir schlicht so viel Zustimmung auf so viel innere Zerrissenheit und Unbestimmtheit unheimlich.
Schade. Als Abgleich wär’s gut, einfach mal einen Kaffee mit Hagen Rether zu trinken und zu sehen, wohin seine Gedanken (mich) führen, wenn da kein großes Publikum ist …
Hagens Banane
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