Donnerstag gab’s den Neustart von „Die Poesie der Stadt – Spoken Word am Wasserturm“ im neuen Stadtteilladen in der Kurfürstenstraße 8. Passenderweise waren wir 8 Vortragende (also voll besetzt) und hatten reichlich Publikum.

Den Anfang machte Michael Niemann, der bereits mehrfach bei uns zu Gast gewesen war. Diesmal hatte er Lyrisches mitgebracht und bewies, dass er sich auf Skurriles wie Alltägliches gekonnt seine ganz eigenen Reime zu machen versteht.
Für Felix aus dem Stadtteilladen war es dagegen eine Vorlesepremiere. Er las aus seinen Notizen, teilte Beobachtungen aus dem Viertel und dem Leben im allgemeinen, kurzum, er brachte tatsächlich die Poesie der Stadt auf unsere Lesebühne.
Mit Gesine Schulz und den Auszügen aus ihrem Karo-Rutkowsky-Kurzkrimi „White Christmas“ rückte die aktuelle Jahreszeit ins Blickfeld. Schade eigentlich, dass wir den darin beschriebenen Eggnog, mit dem sich ihre Privatdetektivin den Nebenjob als Santa auf Langfingerfang im Weihnachtsmarkttrubel versüßt, nicht probieren konnten. Wer ihr Geschichte zu Ende lesen (und weitere entdecken) möchte, kann diese hier erwerben Punsch, Plätzchen & Pistolen.
Als letzte vor der Pause war es dann an mir, erstmals „Mein anderer Großvater“ vor Publikum zu lesen und mir so hoffentlich neuen Schwung zu holen, um endlich das „Familienalbum“ fertigzustellen. Der Grundgedanke meiner Sammlung autobiografisch inspirierter Texte über Fotos und Erinnerungsstücke, dass wir alle im Erinnern miteinander verbunden sind und dies uns ins Gespräch miteinander bringen kann, bestätigte sich schon mal. Ich hatte jedenfalls viele anregende Unterhaltungen in der Pause – danke dafür! 🙂
Nach der Pause las Christina Czeschik, meine wunderbare Mit-Moderatorin, aus ihrem Notizbuch. Ihre drei Notizen übers Schreiben hätte ich gerne zum Nachlesen und zur Inspiration – gern auch für andere, damit noch mehr Menschen den Mut finden, bei uns am Wasserturm selbst einmal vorzulesen. Und falls sie die beiden Märchen fertigschreibt, mit deren Anfängen sie das Publikum bezauberte, stehe ich gern als Textleserin zur Verfügung!
Nova K. Mayer, Autorin von „Die Aliens auf Riga“ hatte den Testleser ihres zweiten Bandes im Publikum sitzen, doch der durfte uns natürlich nicht verraten, wie Vitos Geschichte auf der Erde weiter- und ausgeht. Die Folgen der Klimakrise sind jedenfalls dramatisch geschildert und dann wird Vito auch noch bei seinem nächtlichen Lauf durchs Ruhrgebiet von einem mutierten Skorpion gebissen …
Mit Alice Pöpping, ihres Zeichen Poetry Slammerin, Bergsteigerin und Feministin, kehrten wir aus der Zukunft zurück in die Gegenwart. In ihrem Stück drehte sich alles um 120 Dezibel, denn so laut beginnen wir alle unsere Leben, wenn wir unseren ersten Schrei nach der Geburt ausstoßen, und um die Frage, warum Frauenstimmen danach trotz allem nicht mehr gehört werden. Schier unglaublich, dass sie dieses Stück ursprünglich in nur 15 Minuten aus 3 Stichworten (darunter Geräusch) entwickelt hat!
Zum guten Schluss trat Sebastian Kießler auf, ein weiterer gern gesehener Stammgast auf unserer Lesebühne. Er las diesmal zwei kurze Erzählungen, zu denen er sich von ‚Gedenktagen‘, genauer gesagt: dem Tag des Hundes und dem Tag der Katze, inspirieren ließ. Konsequenterweise gab es also einen Tag aus Sicht eines Hundes und einen weiteren aus Sicht einer Katze – pointiert und ausgesprochen komisch, ein toller Abschluss für unseren Neustart.
Ich hoffe, wir alle sehen uns im Januar wieder, wenn am letzten Donnerstag des Monats das nächst Spoken Word am Wasserturm einen Abend lang die Poesie der Stadt feiert.