Kofferpacken für den Urlaub finde ich generell etwas kniffelig, so ganz ohne Glaskugel. Das wird kein Stück einfacher, wo es für uns in diesem Sommer raus aus der Hitzewelle in Deutschland ins kühle Norwegen und da dann hinauf bis zum Nordkap gehen sollte. Aber irgendwie habe ich es doch geschafft, die Koffer sind gepackt, ich komme mir viel zu warm eingepackt vor mit leichtem Zwiebellook unter der Lederjacke, aber, was soll’s, das Taxi kommt, also geht es los.
Wir sind früh dran, also warten wir lange am Flughafen in Düsseldorf. Dafür ist der Flieger pünktlich und der Flug nach Oslo gut. Witzigerweise sitzt neben mir ein Norweger, dessen ganze Familie irgendwas mit dem norwegischen Theater zu tun hat, also ist mein Mittelsitz zwischen ihm und dem Lebensmenschen halb so wild und wir unterhalten uns obendrein gut. Ich mag die Norweger schon jetzt, denke ich.
In Oslo angekommen, sind wir erst noch ein bisschen überfordert vom Szenenwechsel. Anreisetage per Flugzeug haben für mich immer etwas Unwirkliches, weil man nirgends so richtig ist und die Distanz, die man überwindet, höchstens indirekt spürbar wird. Jetzt sind wir umgeben von einer fremden Sprache – okay, wenn man sich etwas eingelassen & eingelesen hat, kann man schon so manches erkennen, aber das braucht halt Zeit – und mitten in einem ziemlichen Gewusel gelandet. Doch die Leute sind ungemein hilfsbereit, also ist das kein Problem. Als wir etwa an der Schranke zum Bahnhof am Flughafen stehen, und erstmal nicht so recht wissen, wie soll das gehen mit unserem einen Flytoget-Ticket für uns zwei, eilt ein Mensch in Dienstkleidung herbei und findet es mit uns gemeinsam heraus. Unser Zug steht auf dem Gleis (er fährt mehrfach in der Stunde), auf den ersten Blick sieht er nach Regionalexpress aus, nicht besonders groß, aber er hat reichlich Platz auch für Reisende mit Gepäck, wie schön.
Kurz darauf sind wir in Oslo, und wenig später auch in unserem Hotel, das ganz in Bahnhofsnähe liegt. Wir checken ein, bringen unser Gepäck aufs Zimmer und verschnaufen kurz, bevor ich mich umziehe (hier in der Stadt hat es sommerliche 24 Grad) und wir zu unserem Nachmittagsspaziergang aufbrechen.
Wir laufen Richtung Altstadt, kommen am Parlament vorbei und am Nationaltheater, sehen viel Kunst im öffentlichen Raum und noch viel mehr Menschen. Es ist sehr voll in der Stadt und weil hier noch mehr Menschen mit E-Rollern, E-Bikes etc. unterwegs sind und das auch auf den Gehwegen, wirkt es sehr hektisch auf uns. Am Schloss, vor dem gerade eine Bühne aufgebaut wird, schauen wir dem Treiben eine Weile von einer Bank aus zu, dann geht es weiter Richtung Wasser.
Wir kommen an der modernen Nationalbibliothek vorbei und am geradezu beschaulich wirkenden Nobel Peace Center, sehen auf der gegenüberliegenden Seite des Oslo-Fjords das Munch-Museum (mit Riesenrad, wie schön!) und die neue Oper mit ihren gigantischen Außentreppen.
Wir entscheiden uns jedoch, zur Festung hinauf zu gehen und von da zurück in die Stadt, um uns etwas fürs Abendessen zu suchen. Wir finden ein italienisches Restaurant in der Nähe unseres Hotels, das zum krönenden Abschluss ein norwegisches Dessert serviert, von dem ich leider den Namen vergaß, das jedoch köstlich war. Glücklich aber müde und mit Plattfüßen kommen wir am Abend zurück in unser Hotel und sind gespannt, was der nächste Tag bringen wird. Denn das hier, das war ja eigentlich nur der Auftakt, das Sprungbrett zum ersten Highlight, der Fahrt mit der Bergenbahn, die uns am nächsten Tag erwartet.