Erinnerungsschnipsel II

Nicht schreiben zu können, wie ich will, nervt – aber mir scheint, mein Tennisarm sitzt da eindeutig am längeren Hebel. In „Qualityland“ dürfte der mit dem längeren Hebel der Algorithmus des fiktionalen Gegenstücks von Amazon & Google sein. Was mir diverse Wochen nach dem Lesen sonst noch von Marc-Uwe Klings komischböser Zukunftssatire im Kopf geblieben ist, gibt’s im Folgenden:

Dunkelkomische Zukunftsprojektion: Marc Uwe Klings „Quality Land“.

Wie alle wirklich guten Science Fiction Romane, so ist auch dieses Buch eine Projektion der Gegenwart in die Zukunft, und dass die beim Erfinder des Känguruhs (das in diesem Roman nicht vorkommt, außer, man glaubt an Reinkarnation von Lebewesen als pinkfarbene Tablets) bitterböse komisch ausfällt, dürfte niemand wundern. Genau wie die Tatsache, dass ein Bühnenkomiker auch in der Buchform gelegentlich die Neigung hat, alles für einen Lacher zu tun, sei’s die eigene Großmutter verkaufen oder überflüssige Gags einzubauen. Aber das sind in meinen Augen verzeihliche Details, die der Lektüre keinen Abbruch tun.

Dass das Ganze daherkommt, als hätte jemand den Noir-Ansatz von Tom Hillenbrands „Drohnenland“ mit einer eingedeutschten Version des Humors von Douglas Adams gekreuzt, hat mich allerdings doch ein wenig überrascht. Im positiven Sinne – genau wie die Fähigkeit Klings, notwendige Infos elegant einzustreuen. Schließlich gehört das zu den Grundproblemen insbesondere technik- und/oder wissenschaftsbasiertem Science Fiction, Nerds und Normalsterbliche, Experten und Fans so auf einen Wissensstand zu bringen, dass sie der Story folgen können, ohne sich unter- oder überfordert zu fühlen. Kling nutzt u.a. dafür seine „Werbeeinblendungen“, die der Geschichte rund um Peter Arbeistloser einen zusätzlichen, größeren Rahmen geben.

Außerdem beobachtet er sehr gut, was den gesellschaftlichen Umgang mit der sogenannten Digitalwirtschaft, Big Data & Co. angeht – also vor allem das Desinteresse an den Folgen, solange das Jetzt sich durch allerlei Technik angenehmer, bequemer gestaltet. Dabei nimmt er immer wieder aktuelle politische und gesellschaftliche Strömungen pointiert aufs Korn, so dass ich mich beim Lesen fragte, was er  wohl aus Fridays for Future und Greta Thunberg gemacht hätte.

Und wenn ich so darüber nachdenke, wünsche ich ihm viele Leser und mir, dass es demnächst ein Qualityland 2.0 mit einer Freitagserweiterung gibt. 😉

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