Eine Handvoll (III)

Wer kennt das nicht: Kaum hat man den neuen Gegenstand ausgepackt, steht man ratlos vor dessen Einzelteilen oder betrachtet verwirrt dessen Schalter und Knöpfe. Wie soll denn das gehen, fragt man sich, und dann folgt unweigerlich – wenngleich immer öfter nach einem Umweg übers Internet – der Griff zur Gebrauchsanweisung. Was aber passiert, wenn diese in die Hände eines Regieassistenten, eines Dramaturgen sowie von vier Schauspielern fallen, das konnte man ganz wunderbar beim Theaterfest des Essener Schauspielhauses am 10.9. besichtigen, als es hieß: Batterien nicht im Lieferumfang enthalten.

Wo auch immer Florian Heller (Dramaturgie) und Tobias Dömer (Regie) ihre Texte fanden, konkrete Poesie und die absurde Komik des Dada verblassen schier vor der Tücke des Objektes (wie etwa der Lesebrille) und erst recht der Verschlagenheit von Texten, die angeblich zu gebrauchen sein sollten.

Das jedenfalls wäre eine gängige Definition von Gebrauchstexten. Doch bei den von Alexey Ekimov, Axel Holst, Stephanie Schönfeld und Sven Seeburg vorgetragenen bzw. ‚performten‘ ließ sich nur in Ausnahmefällen noch der Zweck erraten: wenn es pufft und mal von Deflation, mal von Inflation die Rede ist, dann geht es hier ausnahmsweise nicht um die Politik der EZB, sondern um den korrekten Gebrauch einer Luftmatratze.

Und während es vielleicht nicht ganz fernliegend ist, dass Onlinedatingtipps aus Selbsthilfeforen reichlich unfreiwilige Komik beinhalten können, wäre ich nie darauf gekommen, dass Gesetzestexte und deren Diskussion in deutschen Parlamenten Lachtränen beim Publikum auslösen könnten.

Fazit: Es war gut, dass wir in der Heldenbar gleich auf dem Boden Platz genommen hatten, so konnte man nicht lachend vom Hocker fallen. Schade, dass diese Textperformance nur eine einmalige Theaterfestangelegenheit war – den Spaß hätte ich selbst gerne über das 30-Minuten-Format hinaus genossen und überdies noch vielen anderen Zuschauern gegönnt!

 

 

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