Vom Affen in der Musik

Oh je. Das Jahr des Affen ist  bereits einen Monat alt und auch mein Besuch des großen chinesischen Neujahrskonzerts in der Essener Philharmonie liegt beinahe vier Wochen zurück. Keine Zeit, weiter auf den perfekten Moment darüber zu schreiben zu warten oder sich nutzlos darüber zu ärgern, dass sich keines meiner „chinesischen“ Bilder, die doch so wunderbar geeignet wären, dieses Thema zu illustrieren, mehr in meinem Besitz befindet.

Gut, eigentlich gehört diese Tusche/Aquarellzeichnung aus den 1980ern in meine Serie „Tanz & Poesie“, aber immerhin ist sie rot – die chinesische Glücksfarbe – und ein bisschen erinnert die Figur doch auch an ein hungriges Äffchen, oder?

Was also bleibt nach all der Zeit von diesem wunderbaren Abend im Kopf? Die erste Überraschung: das Chinesische Traditional Orchestra des National Opera & Dance Drama Theater wird von Hong Xia, einer Dirigentin, geleitet. Damit war sie in der Philharmonie Essen auch die einzig ‚westlich‘ gekleidete Person auf der Bühne, denn das Orchester war je nach Instrumentenart entweder in blauweiße oder schwarzrote, traditionell chinesisch anmutende Gewänder gehüllt.

Die zweite Überraschung des Abends: Es wird zwischen den Stücken nicht nur moderiert, was zwar manchmal ein wenig langatmig ausfiel, im Großen Ganzen aber doch sehr willkommene Erklärungen lieferte, sondern auch umgebaut. Die dritte Überraschung, die zugleich den größten Unterschied zu den Gepflogenheiten westlicher klassischer Musik darstellt, jedoch liegt im Verhältnis von Orchester und Solisten:

Nach dem ersten Stück stand eine Musikerin plötzlich auf und verschwand. Zwei Stücke später trat sie in großer Robe als Solistin auf. Anschließend nahm sie ihren verdienten Applaus entgegen, ging mit allen zusammen ab, um Platz für Umbau und Moderation zu machen und dann kehrte sie wieder als Orchesterdame eingekleidet mit den anderen zurück. Und so ging es den ganzen Abend – immer wieder verwandelten sich blauweiß oder schwarzrot gewandete Orchestermitglieder in wunderschön herausgeputzte und musikalisch herausragende Solisten, um anschließend wieder Teil des Ganzen, eben des Kollektivs zu werden.

Obendrein konnte man den Eindruck gewinnen, die Musikerinnen und Musiker hatten mindestens ebenso viel Freude wie die Zuschauer an dem höchst abwechslungsreichen Programm — und den beiden ebenfalls überraschenden Zugaben: Jetzt weiß ich, wie der Radetzkymarsch und „Berliner Luft“ mit traditionell chinesischen Intrumenten klingen. Und ich weiß auch, bei nächster Gelegenheit möchte ich mehr chinesische Musik hören. Dann fühle ich mich vielleicht auch in der Lage, über meine allgemeine Faszination und Begeisterung hinaus qualifiziertere Kommentare zur Muisk selbst abzugeben. 🙂

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