– jedenfalls galt und gilt das in Sachen Kriminalromane trotz Schwedenkrimis & Co. nach wie vor. Wo sonst gäbe es so viel Gelegenheiten für den Adel, sich als Täter, Opfer oder Detektiv exzentrisch nützlich zu machen? Das verbindet auch die beiden Romane, die ich kürzlich beendete: Elly Griffiths‚ A Room Full of Bones und Dorothy L. Sayers‘ Clouds of Witness. Beide Romane zeigen den Adel von seiner mörderischen Seite – mehr oder weniger.
Denn bei Sayers ist das mit dem Mord, dessen man den Duke of Denver, Lord Peters Bruder, beschuldigt, so eine Sache. Einerseits sorgt er für einen klassisch verzwickten Fall, den Dorothy L. Sayers mit einer guten Prise britischen Humor hervorragend gewürzt erzählt. Andererseits könnte man zugleich sagen, dass dieser Fall sich recht speziellen Auslegungen von „noblesse oblige“ oder schlicht starken Loyalitäten verdankt: Lord Peter ermittelt aus brüderlicher solcher, der Duke schweigt aus galanter solcher und was ihrer beider kleine Schwester, deren Verlobter das Mordopfer ist, aus Loyalität und (vermeintlicher) Liebe auf sich nimmt, ließe manchen Ritter der Tafelrunde vor Neid erblassen.
Selbstredend ist am Ende alles ganz anders als man dachte und dennoch alles klar, so wie es sich für einen klassischen Whodunnit gehört.
Auch bei Elly Griffith geht es um Fragen der Loyalität, die allerdings im Wesentlichen nur die Serienfiguren und deren mehr oder minder private Nebenhandlungen betreffen – was Serienquereinsteigern wie mir die Sache weder erleichtert noch besonders schmackhaft macht. Im eigentlichen Plot den Ahnenkult der einen auf den der anderen treffen zu lassen – in diesem Fall u.a. ein privates Museum eines Lords, dessen Vorfahr nicht nur allerlei exotisches Getier, sondern auch menschliche Knochen aus fernen Ländern sammelte – und zum Clash der Kulturen auch einen solchen der Mentalitäten, einen von Wissenschaft und Magie zu gesellen, das zeugt von einer Menge Fantasie und viel Liebe zum Detail. Das hätte was werden können, wäre es am Ende nicht rein um menschliche Gier und Geschwisterneid gegangen und hätte die Autorin die Finger vom Präsens gelassen. In Erzählungen in der dritten Person mit wechselnden Fokalcharakteren ist das schon an sich so überflüssig wie nervig, aber das dann auch noch mit diversen Zeitfehlern zu garnieren, macht das Ganze wahrlich nicht besser.
Von daher: die Abenteuer von Lord Peter sind auch Jahrzehnte nach ihrer Erstveröffentlichung noch lesens- und empfehlenswert, bei Elly Griffiths warte ich lieber ab, bis sie die Zeitformen im Griff hat, bevor ich noch einmal ein Buch von ihr zur Hand nehme.