Zum Jahresausklang gab es auch 2015 eine besondere Veranstaltung bei Jazz in Essen, von wegen „Dirk Raulf Orchestra feat. Meret Becker & Deep Schrott„. Ausverkauft war’s, voll bis zum Schluss blieb’s aber nicht. Was sicher nicht an Meret Becker lag, die erst im zweiten Teil bei „60 Minuten. Flussabwärts“ mit von der Partie war. Davor gehörte die Bühne dem angeblich einzigen Basssaxophonquartett des Universums, Deep Schrott. Und die brachten ihre Versionen von Black-Sabbath-Stücken und anderen Hardrockwerken zu Gehör — mit Ansage und Voraberklärungen.
Was soll denn sowas? Wenn ich mir nicht sicher bin, dass meine Interpretationen erkannt werden, könnte ich mich auch fragen, ob ich die Ursprungsstücke passend gewählt habe: Ich vermag jedenfalls nicht zu sagen, wie viele Black-Sabbath-Fans im (Jazz)Publikum saßen. Aber mir verhalfen die hörbaren musikalischen Anklänge trotz Ansage und dem unguten Eindruck, das Quartett arbeitete sich eins zu eins an jeder Note, jeder Passage des Originals ab, weder zu Musikgenuss noch zu tieferem Verständnis. In manchen Momenten war es witzig bis erhellend zu hören, wie groß die Bandbreite der Geräusche ist, die man einem Basssaxophon entlocken kann und dass ein solches gelegentlich echter als eine echte Hardrock-E-Gitarre zu klingen vermag. Aber dafür waren 40 Minuten definitiv zu lang.
Auch der zweite Teil begann wiederum mit viel zu vielen Erklärungen zu dem, was danach pasieren sollte. Warum es relevant ist, dass dieses Stück genau 60 Minuten lang ist, wieso man gegen eine Computerspur und ein Video, das man am besten noch als illustrativ bis sehr beruhigend beschreiben könnte, anspielt, habe ich dennoch nicht verstanden.
Immerhin, das Motiv des Wassers, der Flussreise war da und ich, die ich auf Flüsse stehe, mochte das. Meret Becker zuzusehen, wie sie sorgfältig ihre Instrumente bedient, hatte zeitweilig etwas Rührendes (was, wie ich mich beeile hinzuzufügen, nichts Negatives ist in meinen Augen). Ihre Singstimme dagegen ist berührend – wunderschön – davon hätte ich gerne mehr gehört.
Schade, dass sich der ganze Abend so sehr ans Blatt klammerte, an den Plan hielt, wie man es der Klassik unterstellt, aber vom Jazz so gar nicht kennt. Sonst hätte daraus noch was richtig Lebendiges, durch und durch Mitreißendes werden können …