Wahrscheinlich ist eh schon alles über Wolfgang Herrndorfs Tschick gesagt worden, und ich bin die einzige, die kürzlich erst das Stück sah und den Roman noch vor sich hat. Also mach ich es kurz: Was Tobias Roth, Silvia Weiskopf und Jörg Malchow (Foto: Birgit Hupfeld) in der Essener Casa aufbieten, ist ganz sicher nicht nur was für 14jährige!
Klar, wenn man Vierzehn ist, liegt das Ausbrechen aus dem bisher Dagewesenen, aus den Zwängen der Familie und der Schule und all diesen komischen Erwartungen, die sich in der Kindheit angesammelt haben, ausgesprochen nah. Und der Hormonsturm der Pubertät tut gewiss sein Übriges dazu. Aber die Geschichte von Maik, genannt Psycho, dem vermeintlichen langweiligen Wohlstandsverwahrlosten (wie es heißt, wenn Eltern zwar Geld, aber weiter nichts für ihren Nachwuchs übrig haben) und Tschick, dem Deutschrussen, dürfte Menschen jeden Alters berühren und in allen, die noch ein bisschen Wildheit im Herzen haben, die Sehnsucht wecken, einfach alles hinter sich zu lassen.
Ob man dafür ein Auto stehlen muss, das man nicht wirklich fahren kann, weiß ich nicht. Aber so wird die Geschichte zum Roadmovie und nimmt selbst auf der kleinen Bühne (Stefanie Grau) richtig Fahrt auf. Dahinter dürften ebenso sehr Jana Milena Polaseks Regieinfälle wie auch die Spielfreude ihres dreiköpfigen Ensembles stecken, indem Silvia Weiskopf die ach-so-verrückte verrückte Isa mit Verve spielt.
Natürlich holt der Alltag die Ausbrecher am Ende wieder ein. Aber das heißt ja nicht, dass das so bleiben muss. Nicht nur, weil es doch da dieses andere Buch mit Isa gibt – Bilder Deiner großen Liebe, aus dem Nachlass Herrndorfs …
Aber bevor das sicher auch noch auf die Bühne kommt, könnte man sich durchaus die Zeit mit Tschick in der Casa vertreiben …