Randnotizen

Manchmal scheint es so, als verlöre ich mich in der Zeit. Wollte ich nicht eben noch etwas schreiben über die Lesung in Kahl am Main — ein erster echter Sommertag war dieser 5.5. und wir alle fürchteten, die Leute würden den Biergarten oder das Grillen auf dem Balkon dem Lesungsbesuch vorziehen …? Und dann die Criminale samt meiner Lesung in Ansbach, hübscher Ort mit viel Kunst im öffentlichen Raum übrigens — das soll schon eine ganze Woche her sein?

Gut, ich bin nicht mehr ganz so übermüdet und mir schwirrt auch nicht mehr der Kopf von all den Begegnungen und Gesprächen (und dem besonderen Erlebnis, das die Verleihung der Glauser-Preise auf dem Tango darstellt, wenn man selbst Teil der Jury ist). So mag eine Woche hinkommen, zumal ich ja auch irgendwann all das Liegengebliebene erledigt haben muss, mich durch Steuer- und anderen Papierkram gearbeitet habe und nun auch gut vorbereitet für die morgige Seminarsitzung in der Uni bin.

Dennoch. Was ist das für ein seltsames Ding mit der Zeit? Und wer käme in all dem Trubel, dem Treiben und Getriebensein auf die Idee auszurufen, verweile doch, du bist so schön? Ein ewiges Jetzt. Immer das selbe. Wozu wäre das gut? Und hieße das, was immer einen hetzt und drängt (also all das, was man glaubt noch erledigen zu müssen, vielleicht nicht jetzt gleich, aber doch morgen, nächste Woche oder bis Ende des Monats) wäre weg? Ich weiß ja nicht.

Dann doch lieber mitfließen im Strom der Zeit. Auch, wenn das heißt, manches Mal dehnen sich die Pause zwischen den Einträgen weiter und weiter und dann ist gerade mal genug Luft für ein paar kleine Randnotizen …

P.S.: Beide Lesungen, die Solo-Veranstaltung in Kahl wie die Dreier-Lesung mit Kirstin Warschau und Roland Krause in Ansbach, waren dem wunderschönen Wetter zum Trotz recht gut besucht und machten Spaß. Jedenfalls den Zuhörern, den KollegInnen und mir. Die Zeitungsdame in Ansbach hatte offenbar einige Verständnisschwierigkeiten, denn sie glaubte u.a., der knapp 20minütige Auszug aus „Die Geisel“ sei das Ganze. Als einzige wohl, denn aus dem Publikum hörte ich nachher verschiedentlich die Frage, wie die Geschichte denn nun ausginge … naja, vielleicht sind drei Literaturhäppchen einfach zu viel des Guten für jemand, der nach Zeilen bezahlt wird?! 😉

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