Mit Plötzlicher Tod eines Vollzugsbeamten ist Gunnar Schwarting ein Krimidebüt mit wenig Blut und Gewalt, dafür einer ganz eigenen, lakonischen Erzählstimme gelungen – sozusagen ein deutscher Cosy. Das war für mich in vielerlei Hinsicht eine ausgesprochen angenehme Überraschung.
Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes, den eigentlich niemand so recht kennt, wird eines Morgens erschlagen aufgefunden. Kommissar Wendtland ermittelt mit seinem kleinen Team streng nach Vorschrift, ganz ohne Schießereien und Verfolgungsjagden, in der Stadtverwaltung wie im persönlichen Umfeld des Toten. Bis auf die sado-masochistischen Vorlieben des Opfers und den Selbstmord eines Verdächtigen kommt wenig spektakuläres dabei heraus, bevor am Ende die Tat aufgeklärt und das Urteil gesprochen ist.
Es braucht weder spritzendes Blut noch heftiges Rätselraten, und die Krimispannung an sich, die trotz rheinhessischer Gemütsruhe der Protagonisten durchaus aufkommt, scheint mir nicht das Wesentliche. Viel spannender als die Frage, wer denn nun den Vollzugsbeamten Werner erschlagen hat, erscheinen die Vorgänge in der Verwaltung, zwischen den Ämtern und vor allem die feinen Beobachtungen des melancholischen Kommissars Wendtland. Ein Mann, der mit Mittagbrot ins Büro geht, der neben seiner Mordermittlung auch die Personalakten seiner jungen Mitarbeiter im Blick hat und abends seinen Kindern vorliest, das ist eine Seltenheit im Krimi. Ein Kommissar, der sich in eine Verdächtige fast verguckt, sich das jedoch in bester Dienstauffassung selbst verbietet und als ehrlicher Mensch seiner Gattin überdies davon erzählt, um am Ende mit eben jener „den dritten Wendlandt“ in die Welt zu setzen – so eine Figur muss man sich erstmal ausdenken. Was für eine angenehme Abwechslung zwischen all den Serienkillern, all den immer blutigeren, immer ekligeren und grausameren Morden, die heutzutage zwischen zwei Buchdeckel gepackt werden …!
Ich weiß nicht, ob man dafür Geschäftsführer des deutschen Städtetages sein muss oder es einer anderen, besonderen Begabung oder schlicht eines gewissen Mutes dafür bedarf. Und selbst, wenn ich dem Buch an mancher Stelle mehr Lektorat gewünscht hätte, um Redundanzen zu vermeiden und strikter Füllwörter auszumerzen, weil dies den trockenen und lakonischen Stil noch besser, präziser gemacht hätte – ich habe dieses kleine Buch aus dem Leinpfadverlag wirklich gerne gelesen.