Ohrensausen

Ein leider verbreitetes Vorurteil lautet, Autoren könnten nicht lesen. Bestenfalls könnten sie ihre eigenen Texte vortragen – aber vorlesen, einlesen, eben wie professionelle Sprecher? Das scheint für manche Menschen geradezu unvorstellbar. Weil ich nicht nur gerne lese, sondern auch dafür ausgebildet bin (wobei auf den besten Lehrer aller Zeiten, Sepp Holstein, mit Claus Boysen der denkbar beste Mentor & Mitleser folgte) und vor allem, weil ich nach Lesungen immer wieder zu hören kriege, dass ich das doch bitte professionell machen sollte, dass ich von meiner/n Stimme/n leben können sollte – nun, wegen all dem war ich heute bei meinem Lieblingstontechniker Reinhard Dix im Studio und habe eine Demo-CD aufgenommen. Was mit einigen Anlaufschwierigkeiten verbunden war – denn, es gibt so unendlich vieles, aus dem man lesen könnte, und nur begrenzt Zeit. Nach langem Hin und Her wurde es bei mir

– ein Ausschnitt aus Friedrich Glausers Roman „Der Chinese“

– der Anfang meiner Novelle „Der Tod ist ein langer, trüber Fluss“

– der Anfang von Edgar Allan Poes „The Tell-Tale Heart“

– der Anfang von Virginia Woolfs „Mrs. Dalloway

– das erste Kapitel aus Gesine Schulzes Billie-Pinkernell-Roman „Der gestohlene Garten“

– ein Ausschnitt aus Miriam Presslers „Malka Mai„.

Gewiss hätte ich auch noch Lyrik aufnehmen können – doch wieviele Lyrik-Hörbücher gibt es wohl? Und auf Sachtexte kam ich erst heute morgen, da war es zu spät, sich noch etwas sinnvolles auszusuchen … außerdem, ganz logisch, habe ich jetzt das Gefühl, ich hätte das alles ganz anders aufnehmen müssen (zumal ich Tonkabinen gewöhnungsbedürftige Klangräume finde, aber davon ein andermal mehr). Wie gut, dass Reinhard meinte, alles okay. Und dass ich weiß, was immer ich mache, es ist mir eh nie gut genug.

Jetzt muss ich mich also nur noch aufraffen, die CD kopieren, die Bewerbung verfassen und rausschicken. Und dann heißt es abwarten und hoffen, dass auf der anderen Seite jemand sitzt, der mich so wenig als Autorin wahrnimmt, dass er wirklich hin- und zuhört.

Bis dahin sag ich mir „Ommmmmmm….“ 😉

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