Tut mir ja leid fürs Blogg, aber in den letzten Wochen und Monaten hatte ich wörtlich wie metaphorisch alle Händen voll zu tun mit meinem neuen Roman, zwei Stückentwürfen und dem Rest des Lebens. Und leider, leider wird sich da bis zum Urlaub nicht wirklich grundlegendes dran ändern, denn nun bin ich mit meiner No. 4 im Showdown angelangt, und wer würde da aufhören wollen? Ebent.
Schließlich geht mir das für gewöhnlich ja schon beim Lesen so. Bücher aus der Hand legen, das geht eigentlich nur, solange ich nicht im letzten Viertel angelangt bin (bei manchen Büchern ist das sogar schon nach Zweidritteln der Fall).
Und doch passiert es immer wieder – immer häufiger? – dass ich am Ende enttäuscht bin.
Paul Austers Sunset Park war da ganz typisch. Ein Bahnhofsreiselektürenkauf – ich hatte lange keinen Auster mehr gelesen, zumindest nicht auf Englisch – angefangen, beiseite gelegt, wieder eingestiegen, etc. Nicht mal wegen des Präsens, bei dem ich zwar nicht weiß, warum er sein muss, der mich aber bei Auster weniger stört als bei anderen Autoren, denn der Mann weiß nun mal mit Sprache umzugehen. Einfach so, weil ich das Gefühl hatte, das Buch wollte ich nur lesen, wenn es passte, mit Muße eben. Okay, ein bisschen ist Auster zu lesen für mich wie einen neuen Woody Allen Film anzuschauen – man besucht alte Bekannte und erwartet, mehr wiederzuerkennen als überraschende Neuerungen zu finden. Zugleich ist Auster ein Autor, der nah am Puls der Zeit zu schreiben versucht, so nah es eben als Literat (also als jemand, der mehr will als handwerklich halbwegs saubere Bücher einem möglichst großen Publikum zum Fraß vorzuwerfen) geht. Das sorgt dafür, dass die Themen zeitgenössisch sind (hier geht es u den Crash de Finanzmarktes 2008 und die Folgen, zumindest, was das Setting angeht, und manch anderem Rezensenten erscheint das oberflächlich), während der Stil für mich auf eine eigene Art "zeitlos New York" ist.
So auch in diesem Buch, das sich, wie so viele seiner Bücher, um Bücher dreht und die Menschen, die die Bücher machen, sie lieben, sie brauchen und ihnen zugleich zu entkommen versuchen. Und dieses Buch ist bevölkert von der Art Charakteren, die es so nur zwischen Buchdeckeln gibt, die man aber um so bereitwillig für lebensecht hält. Figuren, denen man gerne in ihre Geschichten und Verstrickungen, ihre Träume und ihre Abgründe folgt.
Bloß – dieses Buch hat einen wirklich dämlichen Schluss. Einen so dummen, oberflächlichen Taschenspielertrick, dass ich ihn hier garantiert nicht wiederholen mag.
Schade. Das hätte ein ganz großer Wurf, sozusagen ein Home Run (um mal in den Baseball-Bildern zu bleiben, die darin auch eine Rolle spielen) werden können.
Tja. Die Schatten im Sonnenuntergang lassen Zwerge schon mal als Riesen erscheinen, vielleicht ist es das …
P.S.: Ander mochten dagegen genau dieses Ende. Oder vielmehr die leere Seite danach. Das sei aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt. 😉