Die Premiere von Black Rider im Grillo-Theater im letzten Dezember hab ich verpasst, aber hab ich da wirklich was verpasst? Eine befreundete Premierenbesucherin meinte, das Ganze habe die Wirkung „einer Wurst, die man in den Hausflur wirft“. Stimmt, sage ich nun, nachdem ich mir letzten Sonntag dieses weitere musikalische Werk am Essener Schauspiel zu Gemüte führte. Entweder „Wurst im Hausflur“ oder „Posen im Nebel“.
Gut, okay, ich kann schon mit Carl Maria von Webers Freischütz, auf dem Wilsons Bearbeitung des Teufelspaktmärchens in The Black Rider zurückgeht, rein gar nichts anfangen und verstehe auch nicht, was William S. Burroughs daran interessiert haben könnte. Dramaturgisch banale Story (Junge liebt Mädchen, Vater ist aus Traditionsgründen dagegen, besteht auf eine Schussprobe, die der Junge nur mit einem Teufelspakt bestehen kann, und der endet tödlich fürs Mädchen) trifft im Original auf pathetische Musiksauce, so hab ich’s zumindest in schlechter Erinnerung. Was teils ungerecht sein mag, denn bei meinem Altnazimusiklehrer kam seinerzeit nichts vor, was mich irgendwie begeistert oder auch nur interessiert hätte (überdies ein Idiot sondergleichen – er war ernsthaft der Meinung, wer, wie ich, Bach heißt, müsse singen können … *augenroll*). Und darum geht’s ja auch nicht.
Eigentlich mag ich Tom Waits. Und prinzipiell mag ich diese ganz spezielle Mischung aus Delta-Blues trifft Weill–Dessau-und-die-andern-Brechtkomponisten, nach der sich für mich die Musik beim Black Rider anhört, sogar sehr.
Warum das Ganze aber auf einer überwiegend leeren, dafür überaus eingenebelten Bühne statt finden muss, die von Gummischals (denken Sie einfach an eine gigantische Waschstraße, das dürfte auch Bühnenbildner Günter Hellweg im Sinn gehabt haben …) begrenzt wird, erschließt sich mir nicht. Aber genau das erzeugt den „Wurst im Treppenhaus“-Effekt – und genau das ist auch nur mit einer entsprechenden Menge Nebel zu ertragen. Genauer möchte man die unnatürlichen Posen, die die Inszenierung (Regie: Reinhardt Friese) den Schauspielern beim Singen aufzwingt, wirklich nicht sehen.
Letztlich hat das Stück – neben den exzellenten Musikern (musikalische Leitung: Willi Haselbek), die man jedoch dank Orchestergrabenversteck nicht mal wirklich zu sehen bekommt – hauptsächlich einen Vorteil: Es dauert mit knapp anderthalb Stunden nicht allzu lang. Und wenn man nicht grad in der ersten Reihe sitzt und keine Theaternebelallergie hat oder asthmatisch veranlagt ist, dürfte man auch keine bleibenden Schäden vom Besuch dieses Werkes davon tragen …
Posen im Nebel
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