Eine wunderbare Erstbegegnung und zwei Mal die Feststellung, dass auch bei Romanen durchaus alle guten Dinge drei sein können, so abstrakt ließe sich meine (Reise)Lektüre zusammenfassen. Konkret geht’s um das Debüt von Amy MacKinnon, Britt Reissmanns dritten (Solo)Roman und mein drittes Buch von Deborah Crombie, die in diesem Zusammenhang dann die Vielschreiberin schlechthin war. Schlecht war sicher nichts davon …
… obwohl ich bei Denn nie bist du allein der Britin Crombie etwas die zweite Zeitebene vermisste bzw. die alternative Erzählebene – die des anonymen Brandstifters nämlich – für nicht sonderlich glungen halte. Alle Einzelgeschichten – die Brandermittlungen, die Geschichten der verschwundenen Frauen, die Erzählung des entführten Kindes – haben in sich ihren Reiz und durchaus eine gut konstruierte Verbindung, doch so rund wie in den beiden anderen Romanen, die ich von ihr las (Der Rache kaltes Schwert und Böses Erwachen) wird das Gesamtwerk nicht. Macht knapp die Hälfte, denn zum einen hatte meine Feuerwehrfrau Rose ein mir bekanntes Gesicht (*winkrichtungosten*) und zum anderen weiß ich jetzt, dass ich bei Deborah Crombie allemal solides, spannendes Handwerk erwarten kann. Es müssen ja auch nicht immer Meisterwerke sein …
… zumal das mit den Erwartungen ja auch so eine Sache ist, und zwar sowohl auf Leser- wie Autorenseite. Nach der "Delia" für Der Traum vom Tod lag die Latte für Britt Reissmanns neues Buch – Zimmer ohne Aussicht – schon extrem hoch. Da mich bei Krimis das Privatleben der Ermittler nur insofern interessiert, als es unmittelbar mit dem Fall respektive der eigentlichen (Ermittlungs)Geschichte verbunden ist, ging’s bei meinen Erwartungen auch nicht um die Liebesgeschichte (die wird weiterentwickelt, so viel kann ich wohl verraten) sondern um die eigentliche Geschichte, den Fall und die Erzählweise. Gut recherchiert, solide gebaut, spannend erzählt – all das trifft für mich 100% auf Britt Reissmanns dritten Kriminalroman zu. Dennoch bleibt er für mich persönlich hinter Der Traum vom Tod zurück, der für mich so viel mehr als ’nur ein Krimi‘ war. Aber Ausnahmebücher kann man kaum in Serie erwarten und stets und ständig auf eine Steigerung zu spekulieren, macht schon rein logisch betrachtet keinen Sinn … Erkenntnisse, die mich nicht im mindesten daran hindern, auf Roman No. 4 (mit oder ohne Stuttgarter Dream Team, ob Krimi, Kinderbuch oder ganz was anderes) höchst gespannt zu sein, und das um so mehr, als ich anders als bei Crombie hier nicht das Gefühl hab, ich weiß, auf welche Reise Britt Reissmann mich dann einladen wird.
Tethered, Amy MacKinnons Debütroman um die Bestatterin Clara, ist ein atemberaubendes, wunderbares Buch, bei dem mir fast die Worte fehlen, das Leseerlebnis auch nur im Ansatz zu skizzieren. Die Ich-Erzählerin und Hauptfigur ist eine der ungewöhnlichsten, die ich je zwischen zwei Buchdeckeln traf, wobei das Sahnehäubchen darin besteht, dass sie ein wenig die amerikanische Schwester meiner Ophelia zu sein scheint. Vor allem die Erzählweise hat mich fasziniert – sparsam und auf den Punkt, immer hautnah an der Figur, und mit einer Konsequenz auch an deren höchst eigenwilliger, spröder emotionaler Perspetkive orientiert, was will ich mehr? Okay, mehr Bücher von Amy MacKinnon und mehr Geschichten mit Clara, wenn sie denn eine Serie aus ihr zu machen gewillt ist – das käm meinen Wünschen schon sehr entgegen. Ergo: Wer Englisch liest, sollte sich unbedingt dieses Buch besorgen, alle anderen müssen über den grauenhaften Übersetzungstitel hinwegsehen und hoffen, der Rest des Buches ist besser getroffen …
Eins, zwei, drei
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