Gemein: Da versucht die kleine Hexe alles, um eine gute Hexe zu werden, und so den Faux Pas auszugleichen, ungebeten und mit 127 viel zu jung heimlich an der Walpurgisnacht teilgenommen zu haben, und dann heißt es, alles falsch. Bloß nix wörtlich nehmen, gut heißt bei Hexen schlecht … oder hieß, denn am Ende ent-zaubert und verhext die gute Kleine all die bösen Großen.
Noch gemeiner: Henner Kallmeyer inszenierte all das, doch weil’s ein Kinderstück ist, sucht man in den Weiten des WWW eine Kritik vergebens.
Okay, ist ja auch nicht ganz leicht, als erwachsener Mensch oder wenigstens Nichtmehrkindmensch über ein Kinderstück zu schreiben. Manchen kleineren Kindern waren die Hexen zu grausig. Die meisten haben sich jedoch, so mein Eindruck in der Premiere letzen Sonntag, prächtig gegruselt und amüsiert. Bloß – was sagt das schon, so doppelt von außen betrachtet?
Ich war vor allem von Silke Rekorts wunderbaren Kostümen und dem Sternenhimmel über dem an sich auch gelungenen Bühnenbild (Franziska Gebhardt) angetan. Zusammen mit der nicht nur für Kinderohren passenden Musikeinrichtung von Burkhard Niggemeier (dem violettes Haar mit Miniaturchapeau ebenso exzellent steht wie er überraschend gut ins Korsett passt ;-)) – die "Dirty Dancing"-Replik dürfte wohl eher ein Lacher für Eltern und andere Erwachsene sein – entsteht schon mal ein prima Rahmen.
Den nutzt Regisseur Henner Kallmeyer mit seinem Doppelensemble (ein Rätsel, wie man gleich zweifach und das auch noch überwiegend parallel inszenieren kann … aber für mich sind Regisseure ohnehin mysteriöse Wesen) für eine große Bandbreite an Theatralik, Komik, Grusel, Showstücken, Zauberkram, Gesang, Tanz, Flugwerkausflüge, und, für mich am wunderbarsten: Slapstickeinlagen. Wie Nadja Robiné und Katharina Holzbrenner als kurzsichtige und schusslige Holzweiblein mit nur einer Kiepe und nur einer Brille aus den Silben "Wo?" und "Da!" einen regelrechten Dadatanz hinlegen, muss man gesehen haben. Und die Szene mit dem bösen Sepp (Rezo Tschchikwischwili), der Vronis (N. Robiné) und Thomas‘ (Nicola Mastroberardino) Schneemann zerstören will, amüsierte das Publikum über alle Maßen. Die großen Hexen, als da waren: N. Mastroberardino, noch ein Kerl, der im Kostüm eine wirklich gute Figur macht; K. Holzbrenner als grünzüngige Muhme Rumpumpel, Rezo T. als Nebelhexe und Nadja R. als langfingernäglige Zicken- äh Berghexe – gruselten vorzüglich. Bleibt eigentlich nur noch zu erwähnen, dass Jost Grix einen melancholisch-besorgt-gewitzt-liebevollen Raben Abraxas abgibt, wie er schöner nicht im Buche Otfried Preußlers stehen kann. Allein die Titelheldin hätt ich mir überzeugender gewünscht. Aber, nun ja. Insgesamt hat’s mir gefallen. Und das, obwohl ich doch gar nicht das Zielpublikum bin. 😉
Verhext
Dieser Beitrag wurde unter Theater abgelegt und mit burlhard_niggemeier, henner_kallmeyer, jost_grix, katharina_brenner, kleine_hexe, mischa_bach, nadja_robn, nicola_mastroberardino, otfried_preussler, rezo_tschchikwischwili, silke_rekort verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
Zitat: „Und das, obwohl ich doch gar nicht das Zielpublikum bin. ;-)“
Wirklich nicht? Nicht mal ein bisschen? Warum glaub ich das irgendwie nicht?
Ich hab das Stück im Alter von 5 Jahren im Puppentheater gesehen und mich fürchterlich gegruselt. Hatte wochenlang Albträume. Heute liebe ich Hexen – besonders die grüne Elphaba aus „wicked“. 🙂
wenn ich gemein wär, würd ich sagen: ich kann nicht das zielpublikum sein, weil weihnachtsmärchen auf die schulklassen schielen. 😉