Während Rattes Gift in der Druckerei und damit für mich im unglaublichen Reich des Dazwischen ist, taste ich mich durch eine Geschichte im Werden: Ob es ein gutes Omen ist, dass ich am Montag auf der Suche nach den realen Orten hinter der Anfangsszene in meinem Hinterkopf so intensiv durch die sonnenbeschienenen Weinberge zwischen Niederwalddenkmal und Rüdesheim lief, dass mich anschließend prompt eine Migräne aus der Bahn warf?
Beides kommt mir unwirklich vor. Ein Roman im Druck, das ist so, als würde man die letzten Wochen der Schwangerschaft einem anderen überlassen. Jetzt habe ich nichts mehr damit zu tun, ich kann auch nichts mehr tun, alles geht seinen Gang, bis es irgendwann an meiner Tür klingelt und der Postbote die Belegexemplare liefert. Auch der Moment wird erst unwirklich sein, bevor er (hoffentlich) euphorisch wird: Das Buch ist da …!
Ist es jetzt aber noch nicht. Jetzt ist es die Raupe in ihrem Kokon, verborgen, jedem Blick entzogen in ihrer Verwandlung begriffen. Was wohl für ein Schmetterling herauskommen wird … oder wird es doch nur eine unscheinbare Motte?
Die neue Geschichte ist noch so frisch, noch so wenig entwickelt und schon gar nicht absehbar, dass ich konkret weder drüber schreiben kann noch möchte. Ich will nichts beschreien oder zerreden; der Anfang, wenn das innere Bild sich allmählich aus dem Unbestimmten schält und langsam Konturen entwickelt, scheint ein ebenso magischer wie prekärer Moment. Noch ist alles, aber auch wirklich alles möglich … und zuzuschauen, wie sich der Nebel lichtet, das ist auch atemberaubend.
Dabei hat bereits das Stadium begonnen, in dem ich nicht mehr nur schaue und warte, was sich da tut (was mein Unterbewusstsein freigibt, was die Musen zusammenbrauen), sondern indem ich aktiv werden kann. Schrittweise, tastend, vorsichtig – gut, stundenlang in der prallen Sonne herumzulaufen, um die realen Vorbilder innerer Orte einer noch nicht geschriebenen Geschichte zu erkunden, ist nicht notwendigerweise vernünftig, aber es hilft. Und wer weiß, wozu der an sich alles andere als angenehme Zustand der anschließenden Migräne (ich vetrage Hitze isb. gepaart mit Anstrengungen physischer Art z.Zt. sehr schlecht) gut gewesen sein mag. Hat mich gestern gezwungen, langsamer zu machen, einen Gang runterzuschalten, auch einen Termin abzusagen – und heute gingen die Recherchen dann anderweitig weiter. Suchte ich am Montag Erfahrung, war es heute Wissen, Informationen, Meinungen. Und beides wird mich die nächsten Tage und (hoffentlich) Wochen beschäftigen – gut so, denn was sollte es bringen, wenn ich nur dasäße und drauf wartete, dass der Postbote an der Tür klingelt …
Nachrichten aus dem Zwischenreich
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mal gucken, welche von den Damen ich dir vorbeischicke….
Tippe mal auf Klio und Melpomene… die wirst du vermutlich am ehesten brauchen. Also Ladies, auf zu Mischa 😉 und falls ich den guten Asklepios irgendwo treffe, soll er sich doch mal um deine Migräne kümmern. Wer Tote zum Leben erweckt, sollte das locker schaffen… *hugs* moni