"Der Mann hatte ihr isländische Inflationskronen angedreht", heißt es in Frank Göhres Der Schrei des Schmetterlings – aber, nein, dieses Buch ist nicht soeben druckfrisch erschienen (und müsste mit heißer Nadel gestrickt sein …), es stammt aus dem Jahr 1986. Alles kommt anscheinend wieder, Bankenzusammenbrüche, Wirtschaftskrisen, Grippewellen bis -pandemien. Und ich lese Göhre, etwas angestrengt, aber mit viel Interesse.
Wobei die Anstrengung nicht allein daher kommen dürfte, dass er mit viel Personal arbeitet. Ganz durchschau ich den Prozess noch nicht – aber bisher hab ich von ihm an Belletristik ja auch nur zwei Schwarze Hefte gelesen und die ersten 70 Seiten des Schmetterlings.
Normalerweise verlier ich den Überblick übers Erzählpersonal bei besseren Autoren, wenn diese zu unsinnlich schreiben und ihre Figuren letztlich auf Namen und Berufsbezeichnungen ohne Stimmen, Gesichter oder gar Körper reduziert bleiben. Göhre erzeugt durchaus einen Film – einen Farbfilm mit Stereoton sogar -, aber es gelingt mir nur mit Mühe, die Figur mit ihrem Namen zusammenzubringen und die Bilder im Kopf mit den Worten auf der Seite abzugleichen.
Dennoch ist es spannend, dieses über 20 Jahre alte Buch zu lesen, und das auf völlig unnostalgische Weise. Sie müssen mich also entschuldigen. Ich hab noch eine Verabredung mit einer Zeitmaschine auf Zellulosebasis …
Nebenbei bemerkt
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