„Mein Freund Serge hat sich ein Bild gekauft“ – mit diesen Worten beginnt Yasmina Rezas vielgeliebtes Stück Kunst. Nachdem es zehn Jahre lang in der Inszenierung von Jürgen Bosse hier in Essen mit Matthias Kniesbeck, Michael Schütz und Berthold Tötzke zu sehen war, waren es auch ihre Stimmen, die ich bei der gestrigen Permiere der Neuinszenierung Anne Spaeter zunächst im Kopf hatte. Aber nach ein, zwei Szenen verlor sich dieses ‚Doppelhören‘ und Jan Pröhl, Gregor Henze und Thomas Büchel gewannen mich für sich. Drei Freunde, einander gerade nicht grün: Thomas Büchel, Gregor Henze, Jan Pröhl (Foto: Diana Küster)
Das Stück, in dem der Streit über den Kauf eines abstrakten Gemäldes in Weiß drei Freunde beinahe entzweit, hat Fabian Lüdicke auf eine Drehbühne gesetzt und Anne Spaeter mit viel Sinn für verbale wie nonverbale Komik inszeniert. Aus der Achterbahn der Gefühle – Rezas Kunst besteht ja nicht zuletzt darin, mich als Zuschauer stets mit dem aktuell Sprechenden mitempfinden zu lassen, so dass ich im Widerstreit der Ansichten und Interpretationen hin und her gerissen werde – wird hier eine wilde Karusselrundfahrt.
Während in den Streitgesprächen, die das Stück immer wieder durch innere Monologe der Figuren für den Zuschauer ‚öffnet‘, fast nichts ungesagt bleibt, belassen Regie und Bühnenbild den Stein des Anstosses, also das Gemälde, im Off. An sich eine hübsche Idee, wäre da nicht das Problem mit dem Schuss: Wenn zur Versöhnung das teuer erworbene Kunstwerk mit Filzstift bemalt und der hinterher wieder mühselig abgewischt wird, muss dafür das abstrakte Bühnenbild selbst herhalten – das ist hübsch mitanzusehen, allerdings in sich nicht so ganz konsequent.
Aber schließlich geht es bei Reza immer um den Text und die Schauspieler (allein für sie hätte man das Genre das französischen Konversationsstücks erfinden müssen …), die ihn mit Leben füllen. Und letzteres gelang bei dem Trio Pröhl/Büchel/Henze in der gestrigen Premiere im Essener Grillo-Theater ganz ausgezeichnet.