Gleich vorweg: Wer Schubladen für den Kunstgenuss braucht, sich immer ganz sicher sein will, ob etwas als Performance oder Tanz, als Sprechtheater oder Poesie einzuordnen ist, der wird nicht glücklich mit Jelena Ivanovics Nicht Brennen. Wer aber Experminente liebt, in der Kunst die Erfahrung mit Neuem, Ungewohnten sucht, der ist hier goldrichtig. Vorausgesetzt, er hat das Glück, dieses Ein-Frau-Stück mit einer wirklich grandiosen Silvia Weiskopf nochmals zu erleben …
… denn zu erleben gibt es eine ganze Menge: Einen hochgradig verdichteten und ungemein präzise gesprochenen Text nach dem Roman „Wachstumsschmerz“ von Sarah Kuttner, zum Beispiel. Eine Schauspielerin, die mit dem Körper spricht und mit den Dingen tanzt (wie auch umgekehrt und noch ganz anders) – allein diese eigenartige Mischung aus Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit, aus schrägem Humor und gradliniger Eleganz und obendrein die wunderbare Effizienz, die jeden Gegenstand auf der winzigen Bühne (Anne Koltermann) in jeder Hinsicht nutzt, das muss man gesehen haben. So viele Momente in so kurzer Zeit: Umzugskartons, die zugleich Kommentatoren sind. Zeitungspapier, das alles und nichts sein kann. Tanz in Zeitraffer, Rasen in Zeitlupe (wo war Siliva Weiskopf da, so konzentriert und verwunschen ihr Blick, so ganz bei sich und doch ewig weit weg von allem), Spiel mit dem Publikum, der Sprache, dem eigenen Körper, einfach allem.
So schön, so komisch, so berührend, dass ich nun nur herumstammelnd am Rechner sitze … das muss man einfach gesehen haben. Wenn dieser „Freischuss“ denn hoffentlich noch mal wieder aufgenommen wird, ob in der Heldenbar des Grillotheaters oder anderswo —