"Was ist denn das Problem von Euch Theaterautoren?" Das wurd ich gestern Nacht in feucht-fröhlicher Runde gefragt. Und so wurde die ‚Feierübung‘ (die nächste Premierenfeier kommt bestimmt) zum Anlass für ernsthaftere Nachtgedanken.
Ist ja was dran an der (Nach)Frage. Immerhin werden Theaterautoren als Teil des Ganzen gesehen und sind damit besser gestellt als z.B. Drehbuchautoren beim Fernsehen. Da hatte ich gelegentlich den Eindruck, ich sei ein Störfaktor, der sich mit seinem Mist zwischen die Werbepausen quetscht und dann auch noch Forderungen stellt.
Und es gibt für Bühnenschriftsteller ein Ganzes, zu dem sie sich – bei Uraufführungen – zugehörig fühlen dürfen. Das ist in der Belletristik anders. Für viel weniger Geld als im TV-Bereich erwarten grad Großverlage gern Höchstleistungen als Soloaufführung: Man erhält über ein Plätzchen im Katalog hinaus kaum weitergehende Unterstützung, soll aber quasi aus dem Stand Verkaufszahlen der Bestsellerkategorie hinlegen.
Da hat man’s beim Theater schon besser. Was der Dramatiker schreibt, darf auch mal Kunst sein und muss nicht nur Garnitur zwischen Werbepausen bleiben oder sonstwie dem reinen Verkauf dienen. So weit, so gut. Nur beantwortet es die Frage vom Anfang rein gar nicht.
Legen wir die Karten auf den Tisch. Mein Problem als Theaterautor beginnt mit dem akuten Mangel an relevanten Kontakte. Das bedeutet, meine Chancen, ein Theater für die Uraufführung eines meiner Stücke zu begeistern, sind gering. Ohne Uraufführungsinteresse jedoch können oder wollen mir Theaterverlage nicht weiterhelfen. Denn ohne das bin ich eine Nullnummer im Bestandskatalog und nicht mal eine Wild Card mit unbestimmtem Wert.
Wert … das war gestern auch eine Frage bzw. ein Ausruf "Aber es gibt doch so viele schlechte Stücke!" Stimmt, die gibt es, genau wie schlechte Inszenierungen, furchtbare Vorstellungen, grauenhafte Bühnenbilder etc. pp. Kunst ist immer auch ein Experiment, und da gehört das Scheitern dazu. Genau darum geht es: Ich als Autor brauche diesen Freiraum. Es muss mir gestattet sein, Experimente zu wagen und dabei u.U. auch zu scheitern. Wenn Großverlage Autoren bereits nach zwei vergeblichen Anläufen, aus dem Stand und ohne Hilfe in die schwarzen Zahlen zu kommen, abservieren, stimmt etwas nicht. Bücher wie Bühnenstücke sind keine Ware wie jede andere. Aber Autoren sind Menschen wie andere und müssen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Es kann nicht sein, dass komplette "Industrien" – Verlage, Fernsehsender, Produktionsfirmen, Kinos, etc. – bzw. "Institutionen" wie Theater auf der Arbeit von Menschen basiert, die mit dieser Arbeit nicht mal ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Ich erwarte keine Reichtümern und brauche auch keine roten Teppiche. Ich brauche Partner in meiner künstlerischen Arbeit – Regisseure und Schauspieler, Dramaturgen und Intendanten, eben Theater -, die mich angemessen für diese bezahlen. Das wäre jedenfalls ein guter Anfang.
Über weiterführende Partnerschaften (Hausautoren? Stipendien? Weiterbildung?) und einen pfleglichen Umgang mit den Werken statt Ex-und-hopp-Mentalität (nur Uraufführungen reichen nicht) jetzt gar keine Worte verlieren. Aber vielleicht kann ich davon ja gleich träumen …
P.S.: Natürlich gibt es solche guten Partnerschaften in allen Bereichen des Autorendaseins auch. Manchmal. Machmal auch immer öfter. Aber leider bei weitem nicht oft genug.