Lebenszeichen von der Bettkante

Mir wird ganz schwindelig, wenn ich daran denke, was alles seit dem letzten Eintrag hier passiert ist. Das kann aber auch daran liegen, dass ich NaNoWriMo in diesem Jahr roman- und projektlos dazu nutze, in all dem, was geschieht und was anliegt, wieder regelmäßig Zeit für mein eigenes Schreiben einzubauen. Und seit mein Lebensmensch im Krankenhaus ist, beginne ich damit morgens im Bett. So wie heute.

Könnte also gut sein, dass mir bloß schwindelig ist, weil ich noch nicht gefrühstückt habe. Oder aus Solidarität mit meinem Lebensmenschen, der vorhin am Telefon meinte, er würde heute sicherheitshalber aufs Frühstück verzichten, nachdem ihm gestern das postoperative Mittagessen nicht bekam.

Nun sitze ich also hier, und frage mich, wie seltsam das ist, getrennt und doch verbunden zu sein. Wir sind an verschiedenen Orten, schreiben einander aber vielfach und telefonieren und ich bin ziemlich froh über die Erfindung des Smartphones. Dabei musste er mich vor einer kleinen Ewigkeit mit einem Trick überrumpeln, damit ich mein erstes Handy annahm und nicht gleich in den Untiefen der erstbesten unaufgeräumten Schublade verschwinden ließ. Das fühlte sich so angebunden an, wer will denn schon immerzu erreichbar sein?

Das will ich im Normalfall immer noch nicht sein – und das nicht nur, weil es beim Schreiben und bei jeder anderen, geistigen oder kreativen Tätigkeit der absolute Horror ist, dauernd unterbrochen zu werden oder auch nur denken zu müssen, dass das jederzeit passieren kann. Ich kann Menschen nicht verstehen, die immer und überall telefonieren oder andere mit Voicemails zwangsbeglücken und keinen Gedanken darauf verschwenden, wie das für die anderen in der Bahn, im Supermarkt, auf der Straße oder auch im Wald ist. Gerade letzteres ist mir unbegreiflich; draußen in der Natur will ich genau das sein – draußen in der Natur – und weder vollgequatscht noch in irgendwelchen sozialen Medien zugetextet und mit Bildern beballert werden.

Aber vielleicht bin ich auch einfach seltsam, alt oder als Künstlerin im weitesten Sinne eben verrückt? Widersprüchlich könnte man es allemal nennen, dass ich in diesem persönlichen Ausnahmezustand, in solchen Situationen mit Krankenhausaufenthalten glücklich über die Möglichkeiten bin, die dieses kleine platte Etwas namens Smartphone bietet. Inklusive der überraschenden Feststellung, dass es sich so mir nichts, dir nichts, ganz ohne Ping und Klingelton, in mein morgendliches Schreiben schob. Ich glaube, ich stehe dann mal besser auf 😉

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