Manch Buch findet auf verschlungenen Wegen zu mir. Dieses hier kaufte eine liebe Freundin in den 1970ern in New York, wo sie zu diesem Zeitpunkt lebte, in einem Antiquariat und ein halbes Jahrhundert später schenkte sie es mir 2021 zum Geburtstag – sehr passend, diese „Jadeflöte“, wo ich doch schon als Teenager einen Hang zu chinesischer (und japanischer) Literatur entwickelte.
Lyrik in Prosaform? Macht das Sinn? Leider hat der Verlag – Peter Pauper Press – 1960 auf ein Vor- oder Nachwort verzichtet, in dem man diese Entscheidung begründet. Genauso wenig findet man in diesem schmalen, eleganten Bändchen einen Hinweis auf den oder die Übersetzer*innen oder biografische Informationen zu den Dichter*innen.
Das bedeutet, man ist beim Lesen allein mit den Gedichte und der Wirkung, die sie auf einen haben mögen. Das Gedicht der „zurückkehrenden Schwalben“ hat mich zutiefst berührt. Was immer es an Reim oder Rhythmus bei der Übertragung in englische Prosa eingebüßt haben mag, die beiden Momentaufnahmen, diese ebenso so starken wie zarten Bilder, haben wohl nichts von ihrer Kraft verloren.
Auch die „Alten jungen Frauen“ scheinen die Transformation gut zu vertragen – also die doppelte Übersetzung -, was gut zur sanften Ironie des Inhalts passt. Was für ein Bild des Alterns bzw. der Altersverleugnung! Und vermutlich eines, das zugleich zeigt, ganz so neu dürfte der Jugendwahn der Moderne nicht sein. Denn laut Wikipedia ist Wang Chang-ling wohl ein Dichter der Tang-Dynastie, also aus dem 7. Jahrhundert.
Ganz schön viel Zeit überbrückt das kleine Büchlein also. Wie schön, dass es auf so verschlungenem Weg zu mir fand. 🙂