Kommt Dir, kommt Ihnen dieser Gedanke irgendwie bekannt vor? Noch’n neues Passwort, doppelte Authentifizierung, schon wieder soll man bei der Ärztin oder sonstwo so ein Datenschutzdings unterschreiben – wer seufzt da nicht innerlich auf? Das Leben im Internet und außerhalb könnte so bequem und einfach sein, wenn nicht 2018 diese doofe DGVO — halt, Stopp, wer so denkt, sollte lieber zwei Mal nachdenken. Oder gleich das gleichnamige Buch von Klaudia Zotzmann-Koch lesen.
Sie weiß, wovon sie da schreibt. Schließlich ist sie zertifizierte Datenschutzexpertin, Mitglied im Chaos Computer Club, Podcasterin und Autorin, die nicht nur Sachbücher, sondern auch Krimis kann. Wobei das mit der Spannung den Sachbüchern nicht schadet und die Ahnung von Technik plus gesellschaftliches Interesse und Engagement den Krimis ebenso gut tut. Aber das sei nur am Rande erwähnt. Genau wie die Tatsache, dass wir beide uns kennen.
Denn hier soll es ja um ihr neues Buch gehen. Und es ist nicht so, dass ich diesem viele Leser wünsche, weil ich Klaudia mag, nein, ich wünsche so vielen Otto- und Ottilie-Normal-Internetnutzer*innen wie möglich die Begegnung mit diesem Buch, weil es gute Gründe gibt, es zu lesen. Damit immer mehr Menschen (wieder) verstehen, wie wichtig Privatsphäre für jedes Individuum und die Gesellschaft ist – und sie zugleich erkennen können, ich bin gar nicht ohnmächtig. Es geht gar nicht um die Wahl, mache ich jeden Digitalhype mit und mache mich datentechnisch nackig für ein paar Bonuspunkte, um der Bequemlichkeit willen oder aus schierer Unsicherheit – oder stöpsel ich alle internetfähigen Geräte aus und ziehe in eine Hütte ohne Strom im Funkloch. Wir alle haben das Zeug dazu, mündige Bürger*innen der Onlinewelt zu werden, wenn wir das wollen. Wir müssen uns „nur“ informieren.
Und dafür gibt es dann ja zum Beispiel dieses Buch, das erst einmal auf allgemein verständliche und zugleich unterhaltsame Weise erklärt, was das Internet (wirklich) ist, wie es wurde, was es ist, was es mit dem Internet der Dinge und der sogenannten KI auf sich hat etc. pp. Selbst, wenn einem vieles davon schon klar ist, findet man in jedem Kapitel noch etwas Neues. Ich wusste z.B. nicht, dass WLAN-Hotspots in irgendwelchen Geschäften mitloggen können, welches Handy wie lange vor welchem Schaufenster stehen bleibt, selbst, wenn dieses sich nicht in den Hotspot einloggt, sondern nur das WLAN eingeschaltet ist – also schalte ich nun mein WLAN außer Haus aus, wenn ich es gerade eh nicht nutze. So leicht kann man manches ändern …
… und genau darum geht es in diesem Buch: Verständnis zu entwickeln für die kommerzielle, datenfressende Seite hinter vielen digitalen Gadgets und Angeboten und zugleich aufzuzeigen, was jede/r anders machen kann – etwa, welche Social Media Alternativen es gibt oder wie man mit diversen Programmen, Apps, Anwendungen etc. so umgehen kann, dass es die eigene Privatsphäre und die unserer Freunde und Bekannten (Stichwort „Zugriff auf Kontakte erlauben“ – wenn denn eine App so nett ist, uns das im Klartext vorab zu sagen und das nicht gleich ungefragt so macht …) schützt.
Manches sind grundsätzliche Dinge – wie regelmäßige Backups oder Updates, um erstmal dafür zu sorgen, dass die eigenen Daten sicher sind. Schließlich kann man nur schützen, was man hat. Manchmal geht es darum, andere Programme zu verwenden – Google mag der Marktführer sein, aber es ist beileibe nicht die einzige Suchmaschine (wie wäre es mit DuckDuckGo?) oder Firefox als letzten freien Browser zu verwenden (dass er das ist, wusste ich gar nicht. Ich hatte ihn bloß eh schon immer. Ich mag halt Füchse ;-)). Mit manchen Dingen tut man sich vielleicht erstmal schwer – ich hampel noch immer mit selbstgebastelten Passwörtern rum, weil ich mein Misstrauen gegen Passwortsafes noch nichts so weit überwunden habe, dass ich mich für einen bestimmten entscheiden könnte. Und meine E-Mails grundsätzlich zu verschlüsseln bzw. womöglich gar eine neue, sichere E-Mailadresse samt dazugehörigem Anbieter zu suchen, nun, das steht schon verdammt lang auf meiner „Will-ich-wenn-ich-endlich-dazukomme-Liste“ gleich neben „Linux lernen!“.
Zu dem vielen Guten an „Dann haben die eben meine Daten“ gehört neben der Lesbarkeit und den vielen praktischen Tipps inklusive Links (was es als eBook zu lesen den Vorteil mit sich bringt, dass man diesen mit einem Klick gleich folgen kann), dass die Autorin niemand unter Druck setzt – so nach dem Motto, jetzt habe ich Dir doch erklärt, wie wichtig das alles für Dich und uns alle ist, also setz das gefälligst alles auf der Stelle um. Nein, sie hilft nur jedem, der das möchte, sich auf den eigenen Weg zu machen, um am Ende hoffentlich wie sie selbst von der ganz normalen Anwenderin zum mündigen Online-Bürger zu werden. Und das Beste ist: man darf sogar bei ihr nachfragen.
Also … wie wär’s mit einem ersten Blick in „Dann haben die eben meine Daten„? Aber, Vorsicht, das Buch liest sich so gut und spannend, dass ich echte Schwierigkeiten hatte, es zwischendrin wieder aus der Hand zu legen.