Unendlichkeiten

„Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit, wie die Dummheit“, heißt es in Ödon von Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald„, und ich gestehe, das ist ein Zitat, das ich häufig verwende, gern (oder eigentlich ja eher ungern) als Aufseufzer in entsprechenden Situationen. Aber in diesen warmen, ja tropischen Nächten ist die Unendlichkeit einfach das, was man ab Einbruch der Dämmerung am Himmel überm Balkon sieht – oder eben das gestrige Himmelsspektakel: Samtschwarz ist die Nacht im Osten, die sich wie ein riesiges Zelt über den Himmel spannt und die Bühne bereitet für den Blutmond. Majestätisch beherrscht er den Himmel, an dem mit zunehmender Dunkelheit immer mehr Sterne leuchten. Mir erscheint allein letzteres stets wie ein symbolisches Wunder: eben noch fühlte ich mich allein auf dem stillen Balkon mitten in der Stadt – und plötzlich breitet sich das All um mich herum aus. Oder umarmt es mich, uns, die Welt, alles – sich selbst? Während ich so nachdenke, wandert der Schatten der Erde Stück für Stück über den Mond. Zugleich stehen noch Pluto, Saturn, Jupiter und Mars am Himmel – der Venus hatten wir schon vor einer Weile beim Untergehen zugeschaut. Schade nur, dass sie sich kaum mit unseren bescheidenen Kameras einfangen lassen. Selbst der „riesige Mars“, der die gestrige Jahrhundertmondfinsternis begleitete, wird da lediglich zum rötlichen, hellen Fleck.

Egal, es war wunderschön anzusehen und ich freue mich schon darauf, heute Abend wieder Venus, Jupiter, Saturn & Co. zu begegnen. Außer, es gibt ein erfrischendes Gewitter. Dann freue ich mich einfach darüber. 😉

 

 

P.S.: Und die Dummheit vom Anfang? Die heutige landete im Altpapier, wo sie hingehört. Anscheinend können die Verteiler von AfD-Werbeflyern nämlich nicht lesen: „Keine Werbung“ steht deutlich an unserem Briefkasten …

 

(Fotos (c) 2018 E.O.)

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