Traurige Nachricht

Plötzlich ist die Welt ein kleines Stück leerer und obwohl wir in den letzten Jahren kaum mehr Kontakt hatten, fehlt dem Mosaik meiner, unserer Lebensgeschichte nun ein Stein: Gestern Nacht verstarb Matthias Kniesbeck, Schauspieler, Regisseur und zeitweilig auch Co-Autor und so etwas wie ein Freund oder doch wenigstens ein guter Bekannter.

Auf das Leben: Matthias Kniesbeck in „Männerschmerz“

Fernsehzuschauer kennen ihn aus der Hunsrück-Saga „Heimat„, als Wittek aus der Serie „Balko“ oder auch aus diversen „Tatort“-Folgen. Wenn ich an ihn als Schauspieler denke, dann sehe ich ihn als Woyzeck vor mir, als Dorfrichter Adam oder in Yasmina Rezas „Kunst“ als Marc. „Mein Freund Serge hat sich ein Bild gekauft“, der erste Satz dieses Stücks hallt in meinen Ohren stets mit Matthias‘ Stimme nach.

Wobei ‚Stimme‘ ein gutes Stichwort ist: In Essen sind Kniesbecks Liederabende, allen voran natürlich „Männerschmerz„, legendär. Unzählige Male hörte und sah ich dabei von der Beleuchtungsgalerie aus zu. Das Café Central war ja stets ausverkauft und von oben hat man eh den besten Blick.

So viele Premierenfeiern im Grillo, Abende nach Vorstellungen oder Proben im Theatercafé, wo man sich begegnete. Und obendrein die Silvesterfeste in der Kantine mit mitternächtlichem Feuerwerkswettstreit ‚Aldi‘ gegen ‚Kaufhof‘ …! Das Grillo-Theater als mein zweites Wohnzimmer, der Austausch mit den Schauspielern und Regisseuren, und erst recht ihm, der er beides war, wäre ohne ihn zwar vielleicht denkbar, aber doch ganz anders gewesen.

Und dann unser Versuch, gemeinsam ein Stück zu schreiben. War spannend, lehrreich, und in irgendeiner Schublade, irgendeiner Datei dümpelt das Ding, das nur gelegentlich mal ein anderer Freund zu sehen bekam, herum. Besser ist das. Dort ist es gut aufgehoben. Für mich war’s das erste Mal, dass ich den Wechsel vom Drehbuch- ins Dramenfach probte, und für ihn der erste Ausflug weg vom Spielen und der Regie hin zum Schreiben. Wo ich noch viel zu filmverhaftet war, war er meist schon halb bei den Anweisungen des Regisseurs an die ganz konkreten Schauspieler – dass dabei nichts herauskam, mit dem zwei Perfektionisten wie er und ich hätten leben können, liegt auf der Hand.

Ein, zwei Mal überlegte ich noch, ob man nicht doch etwas aus dem verunglückten Ding machen könnte. Und ich dachte sogar daran, Matthias anzurufen, falls ich ihn nicht eh demnächst bei einer der so privaten wie legendären Revival-Partys (ich sach nur Manny Ramm …) treffen würde. Aber er kam nicht zu diesen Festen, wo sich immer wieder Menschen aus der Bosse-Ära fanden. Und ich griff nie zum Telefonhörer.

Jetzt ist es zu spät. Was für das Stück nichts schadet, mich jedoch unendlich traurig macht. Nie wieder. Wie wohl „Tales of Mystery and Imagination“ geklungen und ausgesehen hätte, hätte es sich Matthias mit den Jungs von „Männerschmerz“ vorgenommen?

Leb wohl. Und ich hoffe, wo immer Du jetzt bist, dass Dir Deine Dämonen nicht folgen und, falls an der Sache mit den Engeln was dran ist, Du keine Flugangst mehr hast.

 

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