Es ist schon eine kleine Tradition, dass ich kurz vorm Jahresende das letzte Konzert aus der Reihe „Jazz in Essen„im Grillo-Theater besuche. Diesmal gab’s von August Zirner und dem Spardosen-Terzett mit „Diagnose: Jazz“ einen Mix aus Musik und Texten von und über Charles Mingus, Thelonius Monk und Rahsaan Roland Kirk flankiert von ein wenig Duke Ellington. Klingt doch verlockend, oder?
Während die Essener Musiker Roland Lipski (Klavier), Kai Struwe (Kontrabass) und Mickey Neher (Schlagzeug) Jazz als Sprache erfahrbar machen, lässt Zirners Stimme die Musik in den Texten sinnfällig werden. Was mich als musikbegeisterte Schriftstellerin und Sprachfetischistin naturgemäß begeistert. Im ersten Teil funktioniert das hervorragend – allein um die Übergänge zwischen Text und Musik, Musik und Text noch einmal ganz genau zu hören, würde ich den Abend gerne ein weiters Mal erleben (und hätte gerne die Texte zum Nachlesen!). Und das am liebsten so, dass ich wenigstens stellenweise mittanzen kann. Denn so wie gestern Jazz gespielt wurde, machte es mich wunderbar zappelig. 🙂
Allerdings würde ich mir dann den zweiten Teil schenken. Hier verlabert Zirner ausgerechnet eine Geschichte über den wortkargen Thelonius Monk, und die Musik kommt darüber zu kurz. Diesen Teil mit einem wahren Trauerkloßstück zu beenden, fand ich seltsam (ob da so etwas wie ein Musikdramaturg gefehlt hat?). Doch dann in den Zugaben „Take Five“ zu spielen, wo das exzellente Terzett keine Chance hat das auszugleichen, was Zirner als Querflötensolist hier an Fähigkeiten fehlt, das war mehr als unverständlich. Und diese Inspiration zu einer Liste ‚unvezeihlicher Kunst-Fehler‘ hätte ich echt nicht gebraucht …
Nun ja, besser ein halber grandioser Jazz-Abend als gar keiner. 😉