Es passiert mir immer wieder: Während ich so vor mich hin arbeite und lebe, alles seinen mehr oder minder gewohnten Gang geht, ist es, als versiegte vielleicht nicht gleich meine Sprache, aber doch mein Schreiben. Nicht ganz und gar und in jeder Hinsicht – das wäre bei meinen sprach- und schreibbezogenen Berufen auch ein massives Problem – sondern an den Rändern:
Private Mails werden nur noch zögerlich beantwortet. Die Postings im Blog werden immer seltener. Die Seiten meines Tagebuchs bleiben wochenlang leer. Zugleich läuft die berufliche Korrespondenz weiter wie immer, und, ja doch, ich schreibe natürlich auch private Nachrichten – allerdings gewisse allmählich nur noch im Kopf. Dort entstehen lange Mails, elegante Postings, dort feile ich an Texten, um die ich mich in der Realität zunehmend drücke.
Anfangs merke ich es noch nicht. Man kommt halt nicht immer sofort zu allem, das ist doch normal. Aber irgendwann wird es auffällig. Wie hier und jetzt in diesem Blog: Seit fast einem Monat will ich die Punkergalerien vervollständigen. Seit drei Wochen weiß ich, dass das, was ich zur Faust-Premiere im Essener Aalto-Theater schreiben möchte, den Titel „Faust auf Französisch“ tragen soll. Fürs chinesische Neujahrskonzert (auch schon eine gute Woche her) hätte ich gerne noch ein rotes Bild, aber das ist kein Grund, nichts zu schreiben. Schon gar nicht, wo ich außerdem doch noch über Doris Lessings The Story of General Dann and Mara’s Daughter, Griot and the Snow Dog ein paar Gedanken loswerden möchte und ich überlege, anlässlich des 70. Geburtstages der ZEIT mal mit den Fingern auf der Tastatur über diese Wochenzeitung nachzudenken, die mich schon seit Jahrzehnten begleitet.
So viele Ideen. Gut, sicher, es sind nicht die einzigen und allein, was gerade an Lektoraten und Coachings, an Workshops und Seminaren von mir begleitet, gelesen, bearbeitet und vorbereitet werden will, ist nicht ohne. Dazu habe ich wieder begonnen (endlich wirklich begonnen), meinen 4. Roman aus der Schublade zu holen, ihn zu entstauben und gründlich zu überarbeiten. Es ist also nicht so, dass ich völlig verstummt wäre, doch selbst dieses partielle Insschweigenverfallen ist eigenartig. Und so schade für dieses arme Blog. Aber vielleicht war das hier der Schubser, den ich brauchte, um aus meiner Nichtblogecke wieder rauszukriechen?!