Ich gestehe, ich hatte bislang nur sehr begrenzt Berührungspunkte mit der finnischen Kultur. Abgesehen von Kaurismäkis Filmen und einem Roman von Mikael Niemi geistern nur diverse Vorurteile auf Wolken melancholischer Musik in meinem Hirn herum. Als ich von Iiro Rantalas „A Music & Comedy Night“ im Essener Grillo-Theater hörte, wusste ich: da muss ich hin. Wer könnte schon der Mischung aus Jazz und Komik widerstehen?
Wenige Essener – denn der Saal war am vorletzten Tag des vergangenen Jahres nahezu komplett ausverkauft. Auf der Bühne gab’s ein wild zusammengewürfeltes Programm: Erst hielt Martti Suosalo eine dadaistische Rede vor dem Vorhang, die in einer verrückten finnisch-deutschen Lyriksimultanübersetzung mündete. Dann lernte man vom Jazzpianisten Iiro Rantala einiges über Jazzkomposition („schrecklich erschöpfende Arbeit“ ;-)) und mehr noch über die Funktionsweise des Konzertflügels (dessen „Delle“ den dicken Tenören geschuldet sei ;-)). Als nächstes stellte sich heraus, „Dinner for One“ klingt auf Finnisch besonders lustig (erst recht mit Martti Suosalo als James und Lotta Kuusisto als Miss Sophie). Dann bekamen nacheinander der Tenorkult („Wieviele intelligente Tenöre passen in eine Telefonzelle?“ „Alle!“) sowie der Klassikklavierkult ihr Fett weg, bevor es am Ende nochmals so richtig Jazz aus der Feder Rantalas gab.
Keine Ahnung, ob dies für finnische Verhältnisse eine Art Standardpotpourri ist oder eine Art Vor-Sylvester-Special war, Spaß gemacht hat es auf jeden Fall. Und dem Applaus am Ende wie auch dem Andrang am Musikverkaufstisch im Foyer nach zu urteilen, sind dabei alle, aber auch wirklich alle auf ihre Kosten gekommen. 🙂