Laut Bibel sind diese beiden der Ursprung alles Menschlichen auf Erden. Allerdings verrät das Buch der Bücher sehr wenig über das, was in diesen beiden vor sich ging. Abhilfe schafft Mark Twains schmales Bändchen Die Tagebücher von Adam und Eva.
Abwechselnd lässt er sie in Tagebuchauszügen zu Wort kommen und zeichnet so ein augenzwinkerndes Bild der ersten Tage der Schöpfung – wissenschaftlich korrekter, als es manch heutiger christilicher Fundamentalist sich albträumen ließe, wie allein der Auftritt des Brontosaurus, den Eva mit Liebenswürdigkeit zu zähmen versucht, beweist. Vor allem aber schafft er einen Rahmen, in dem die beiden einander sehen lernen und in fast allen Bedeutungen des Wortes letztendlich erkennen.
Natürlich bleiben gewisse Geschlechterklischees nicht aus – Adam flieht zunächst vor Evas (wortreichen) Annäherungsversuchen:
Dieses neue Geschöpf mit den langen Haaren steht mir ganz schön im Weg. Es lungert nur rum und rennt hinter mir her. Ich mag das nicht, ich hatte vorher ja auch keinen Begleiter. Warum bleibt es nicht bei den anderen Tieren? Heute ist es bedeckt, der Wind kommt aus östlicher Richtung; ich glaube, es wird bald regnen. … Wo kommt der Spruch denn her? … Ach ja, das neue Geschöpf hat ihn benutzt.
Konsequenterweise ist sie es, die Tier um Tier benennt (inklusive Dodo) und sogar den Niagarafällen ihren Namen gibt. Doch im Großen und Ganzen liegt für mich die Überraschungen dieses Büchleins, das mich in bibliophiler Aufmachung in einer Bahnhofsbuchhandlung ansprang, in seiner zeitlosen Poesie und dier Liebeserklärung an die Liebe selbst, die sich in ihr offenbart. Wenn’s einen weiteren Beweis gebraucht hätte, dass Mark Twain ein großer Schriftsteller (und nicht nur ein Journalist, Publizist und Autor vermeintlicher Jugendbücher) ist, diese Lektüre für einen Nachmittag wäre ein guter solcher …