Nicht wahr, das Wort allein ist schon ein bisschen merkwürdig. Feminsmus hin, Emanzipation her, Klassiker, das sind Männer. Schließlich haben sie über Jahrhunderte hinweg bestimmt, was kanonisiert wurde. Und was gültig ist. Und dabei diverse Mythen und Märchen begründet. Wie die Sache mit der Weiblichkeit – von wegen der Natur der Frau, die sich im Kinderkriegen verwirklicht. Verrückt, was Menschen jedwedes Geschlecht glauben. Bis dann mal wer daher kommt, und die Sache ganz genau unter die Lupe legt. Wie Betty Friedans „The Feminine Mystique„. Übrigens ein Klassiker der modernen feministischen Literatur …Ich geb ja auch zu, ich kannte das Buch selbst lange nicht. Wie das so ist, mit den Klassikern. Von Troja und dem Holzgaul haben ja auch weitaus mehr Menschen „irgendwie gehört“, als tatsächlich Homers Ilias oder Odysee wirklich gelesen haben.
Aber um die Griechen geht’s mir ja grad nicht, sondern um die Frauen und Betty Friedans Entdeckung, dass im Prinzip eine ganze Generation amerikanischer Männer und Frauen dem „Mythos Weiblichkeit“ aufgesessen waren, nur um am Ende scharenweise unglückliche, neurotische, unausgefüllte Hausfrauen zu produzieren, die wiederum ihre Kinder und Ehemänner auch nicht grad glücklich machten.
Interessant nachzulesen, was der Traum der Amerikanerinnen in den 1950er und 1960ern war. Immerhin, so könnte man meinen, stellen sie die Hälfte der Traumfabrik — oder doch wenigstens des potenziellen Publikums der Traumfabrik. Und eine Mehrzahl von ihnen glaubte also tatsächlich, rein als Hausfrau und Mutter glücklich werden zu können und fürchtete glatt, ihre Orgasmusfähigkeit zu verlieren, wenn sie mal ihr Hirn einschalteten.
Okay das war jetzt ein wenig polemisch. Aber bestimmt nicht ganz weit weg von dem Dressurziel, das die amerikanischen Hersteller von Waren aller Art, zu kaufen Frauen, vorzugsweise jedoch Hausfrauen mit viel Einkausfzeit, verfolgten.
Jedenfalls, ich bin fasziniert von dem Buch und von Friedans scharfer Beobachtungsgabe. Und selbst, wenn sich nach all den Jahren viele Dinge geändert haben – es ist allemal lohnenswert zu sehen, wo gewisse Strömung in Gesellschaft und Kultur und dem ach-so-tollen Kapitalismus herkamen …