Kurzweiliges vor und nach dem Tod

Die Nachlesen mögen längst überfällig sein, aber mit meinem bräsigen Erkältungshirn (super, das ist schon der dritte Schnupfenvirenüberfall auf mein Körperteil in diesem Jahr) wird das nichts. Da halte ich mich doch lieber an die beiden im besten Sinne kurzweiligen Bücher, die ich zuletzt las: Heidegger and a Hippo Walk Through Those Pearly Gates von Thomas Cathcart & Daniel Klein sowie Arnd Federspiels Lotz und das Wasser des Todes.

Dass ein Krimiautor sich beruflich mit dem Tod beschäftigt, liegt nahe. Und dass Kurzgeschichten – die in diesem Fall allerdings eher den Umfang kürzerer Erzählungen haben – nicht langweilig sind, hofft man für gewöhnlich, wird aber nicht selten enttäuscht. Die vier Erzählungen in Lotz und das Wasser des Todes mögen stellenweise sprachlich ein wenig zu opulent und originell wirken, aber sie sind allemal kurzweilig und lesenswert (und womöglich bin ich grad angesichts diverser studentischer Arbeiten mal wieder sehr auf dem KIS – keep it simple – Trip und deshalb sprachlichen Ausschweifungen gegenüber besonders kritisch). Der titelgebenden Privatdetektiv Lotz scheint eine Art Nero Wolfe aus Gießen – von großer Leibesfülle und ebensolcher Geistesschärfe gepaart mit einem unbedingten Willen zum Genuss. Der Kunstgriff, die Geschichten zwar aus Sicht seines namenlosen Assistenten zu erzählen, diesen Ich-Erzähler jedoch alles andere als in Watson’scher Manier unterlegen und dauerbewundernd anzulegen, hat was. Hinzu kommt seines Schöpfers Spieltrieb, der zu einem fröhlichen Mix aus den Elementen ganz verschiedener Genres führt. Damit bekommt Arnd Federspiel es sogar hin, eine Art Western-Krimi-Crossover ausgerechnet in einer besonders einsamen Ecke der Rhön anzusiedeln.
Heidegger and a Hippo Walk Through Those Pearly Gates von Thomas Cathcart & Daniel Klein könnte ein klassisches Penguin-Book in der Manier von "How to be well read in just one evening" sein – ist es aber nicht. Gemeinsam versuchen die beiden Philosophen ihre eigene Todesangst wie die ihres Nachbarn Daryl mithilfe der verschiedensten philosophischen, religiösen und wissenschaftlichen Konzepten der letzten Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte zu bekämpfen. Ein Parforceritt der aberwitzigen Art, der Einblicke in die Geisteswelten ganz verschiedenartiger Denker und Denkschulen eröffnet, Philosophen und Philosophien praktisch en passant (was ist das Leben sonst?) erklärt und zugleich eine beachtliche Sammlung an Witzen über Tod, Sterben und das Leben danach (oder auch nicht) bietet. Anregend zum Nachdenken fand ich vor allem die Überlegungen zur "echten" Unsterblichkeit und den Nebenwirkungen, aber das kann wiederum mit dem einem Stückentwurf zusammenhängen, an dem ich mit meinem geschätzten Co-Autor zur Zeit arbeite …
So oder so kann man aber schon mal festhalten: Was immer im nächsten Leben kommen mag, in diesem ist kaum Zeit verschwendet, die man auf diese beiden Bücher verwendet! 😉

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