Finales

Bevor ich’s über Parkleuchten und Urheberrechtsfragen ganz vergesse, rasch ein paar Sätze zu David Baddiels Whatever Love Means, dessen Lektüre ich durchaus genossen habe, dessen Ende mich jedoch leicht ratlos zurücklässt.

Nicht, dass das Ende schwer zu verstehen wäre. Emma ist tot, ihr Lover Vic gibt sich die Schuld daran, weil es für ihn nicht drauf ankommt, ob ihr Tod ein Unfall oder ein Suizid war. Denn ihr Hirntumor ist AIDS bedingt und er muss sie wohl angesteckt haben – weil Witwer Joe, sein bester Freund, wie auch Tess, Vics Ex, HIV-negativ sind.
Wenn ich das so aufschreibe, wird’s glatt fraglich, wie mir das Buch gefallen konnte. Aber das ist ja nur das Ende oder das, worauf der Plot hinaus läuft. Über weite Strecken geht es um die Beobachtungen und die Beziehungen dieser vier Menschen, Briten allesamt.
Merkwürdig ist vor allem – das Buch selbst ist schwebend, tanzt zwischen Ironie und Ernst, kommt seinen Figuren gelegentlich sehr nah, und geht doch immer wieder auf Abstand, bevor es sentimental oder anderweitig gefühlig zu werden droht. Dass die Kapitel mit den Namen derjenigen überschrieben sind, um die es sich grad dreht, hat höchstens zufällig was mit Perspektivenfragen zu tun. Denn so richtig eins zu eins deckungsgleich werden Erzähl- und Figurenstimme nie – und das ist auch ganz offensichtlich nicht gewollt. Die Distanz ist Teil des Tanzes, sozusagen.
Und dann dieses Ende. Bitterernst. Todernst. Überhaupt nicht schwebend. Viel zu schwer für ein Buch mit soviel Leichtigkeit und auch (Tragik)Komik.
Oder waren die späten Neunziger des vergangen Jahrhunderts einfach so – und sei es nur in Großbritannien?

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