Poesie im Raum

Zeichensturm – so heißt Michikaze Matsunes Performance in Gebärdensprache, die gestern abend zum zweiten (und leider wenigstens vorerst letzten) Mal bei PACT auf Zeche Zollverein zu sehen war. Schade für Sie, wenn Sie’s verpasst haben – und das gilt ganz unabhängig von der Frage, wieviel Gebärdensprache man verstehen mag …

Eine Sprache, in der man als Sprecher sein kann – ein Sprechen, das Raum erschafft – eben Gebärdenraum. Sprache, die selbst zu tanzen beginnt, Rhythmus, der sich von der Musik im konventionellen Sinn befreit und damit an Nijinskys Traum vom wahren, reinen Tanz, der nicht mehr Melodien, gespielten Noten folgt, erinnert. Spiel – Spiel der Minen, der Gesten, der Hände, der Körper. Poesie im Raum – wenn Körper Zeichen werden und Zeichen verkörpert.
Ein bornierter Idiot müsste man sein, um dabei darauf zu bestehen, wer nicht mit den Ohren hört, sei per se behindert. Sicher, das Leben ist schwieriger, die Kommunikation mit den andern, den "Normalen", den Hörenden erschwert. Keine Frage. Aber es ist eben doch die Frage, wie wichtig für alles andere das Hören mit den Ohren ist – und wie sehr das all die anderen Wahrnehmungn inklusive des inneren Hörens (von einer der Darstellerinnen "visuelles Hören" genannt, worauf sie ihre innere Vision ähm Audiovision vom lauten, prasselnden roten Sonnenuntergang gebärdete) überlagert.
So viele Ideen. So viel Poesie. So viele Möglichkeiten. Und so schwer, das alles in Worten aufzuzeichnen.
Aber ich sagte ja schon: Schade für Sie, wenn Sie’s verpasst haben …

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